RUMÄNIEN: Texte der Rumänischen Avantgarde 1907-1947

Ich habe keine Ahnung von der rumänischen Avantgarde. Ich weiß nicht, ob Eva Behring alles Wichtige gesammelt oder ob sie tendenziös ausgewählt hat. Schöne Sachen jedenfalls gibt es in dem Band „Texte der Rumänischen Aventagarde 1907 -1947“. Da sind Arbeiten von Tristan Tzara und Eugen Ionescu. Aber am interessantesten sind die der mir unbekannten Autoren. Gedichte, Prosa, Manifeste. Als Ion Vinea (1895-1964) 1915 seine Zeitschrift „Chemera“ herausbrachte, da begann er sein Editorial mit den Worten: „Das Erscheinen dieser Zeitschrift ist unsympathisch.“ Mich macht das sehr neugierig auf das Blatt. Natürlich war die Avantgarde auch in Rumänien, wie damals überall, links. Aber unzuverlässig, surrealistisch links. Keine treuen Bundesgenossen des Proletariats und/oder seiner Partei, sondern Querköpfe, die die Lage der Welt und die der Wörter durcheinanderbringen wollten. Geo Bogza veröffentlichte fast im selben Jahr über die „Bohrturmarbeiter, die bei lebendigem Leib in Flammen aufgingen in den den großen Feuern, die die Herren der Bohrtürme selbst gelegt“ und eine Eloge in Prosa auf seinen Liegestuhl: „Meinen Liegestuhl liebe ich, weil er ein Superlativ ist. Der Superlativ der Idee der Erholung. Dem steht der Superlativ der Idee Geschwindigkeit gegenüber: der Blitz. Zwischen diesen beiden liegt der Kompromiß menschlichen Handelns, zu dem ich mich nicht herablasse. Wenn ich schon nicht Blitz sein kann, ziehe ich es vor, im Liegestuhl zu sitzen.“

Weit über 150 Texte von mehr als 30 Autoren. Ein weites Panorama, immer wieder hervorragend übersetzt. Eva Behring sei Dank.

Texte der Rumänischen Avantgarde 1907-1947, herausgegeben von Eva Behring, Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 356 Seiten, 2,50 Mark