Marilyn bei DACAPO

■ Marilyn Mazurs Gruppe „Future Song“ zelebrierte eine Mischung aus Jazzrock und Meditativem

Seit Jahren hatte ein DACAPO-Konzert nicht soviel Publikum angelockt - die Weserterrassen waren überfüllt - und selten war's so gemischt. Vom Birkenstock-Müsli bis zum Yuppie, dazwischen die vertrauten Gesichter der zu kleinen Jazz -Szene Bremens. Die Promotion hatte prächtig funktioniert, so reichtlich sollten sich die zeitgeistigen Ohren anderen DACAPO-Konzerten öffnen, wenn die Musik und nicht die Verbindung zu außermusikalischen Attributen Aufmerksamkeit einfordert.

Weniger in die Zukunft, wie der programmatische Name „Future Song“ verheißt, als die in die Vergangenheit, nämlich zu Chick Coreas „Return to forever“ weist Marylin Mazurs Musik. Dazu tragen v.a. der elegische Gesang Aina Kemanis‘ und die wenig originellen Keybord-Sequenzen von Jon Blake bei. Den meist ätherisch-entrückten Vokalismen von Aina Kemanis, oft unisonio mit der gestopften und „verhallten“ Trompete Palle Mikkelborgs, werden aktuelle weltmusikalische Klänge beigemischt. Das reichhaltige Percussions-Instru

mentarium und die ebenfalls reichlich vorhandenen Keybords, auch Mikkelborg, MM und Drummer Kleive hatten welche, steuerten fernöstlich anmutende Klänge bei, reduzierten das percussive Geschehen aber oft auf die faszinierenden Klangmöglichkeiten und auf publikumswirksame Effekte. Dazu kam ein zwar vielfältiger, aber aber nur selten treibender Rhythmus. Bassist Klavs Hovmann und Drummer Audun Kleive bewegten sich v.a. in jazzrockigen Gefilden.

Jedoch gab es auch aufregende Momente, z.B. das Intro des zweiten Sets, in dem eine archaische Klangwelt aus vorzeitlichen Lauten und sphärischen Weltraumklängen entstand. Oder die viel zu seltenen spröden Piano-Linien von Elvira Plenar, in denen freie, kraftvolle Cluster klassizistischen Endungen entgegengestellt wurden. Hervorzuheben auch das Solo Palle Mikkelborgs auf dem elektronisch verfremdeten Flügelhorn, in dem er übers Pedal schräge Growl-Effekte erzeugte und kurze, verzerrte Töne echoend in den Raum sandte.

Arnaud