Gefängnisrevolte in Guatemala

■ 250 Häftlinge fordern bessere Haftbedingungen / Als Geiseln festgehaltene Besucher wollen bleiben, um Stürmung durch Sicherheitskräfte zu verhindern / Regierung zum Einlenken bereit

Guatemala (afp/ap) - Die Regierung in Guatemala ist offenbar bemüht, die am Sonntag ausgebrochene Meuterei von rund 250 Häftlingen des Gefängnisses Granja Penal Pavon durch Einlenken auf friedlichem Weg beizulegen. In einem offiziellen Vorschlag, der den Gefangenen in der Nacht zum Dienstag übermittelt wurde, versicherte die Regierung, keinerlei Repressalien anzuwenden und versprach auch, sich bei der Justiz dafür einzusetzen, daß die Verantwortlichen nicht strafrechtlich belangt werden.

Nach Angaben der Vermittler wollten die Meuterer, die rund 250 Besucher als Geiseln festhalten, die Vorschläge erörten und noch am Dienstag eine Antwort geben. Der Leiter des guatemaltekischen Strafsystems, Jose Manuel Campos, erklärte, nach Übergabe der Vorschläge habe die im Gefängnis herrschende Spannung deutlich abgenommen. Es bestehe nun eine reele Chance für eine friedliche Beilegung des Konflikts.

Die Meuterer fordern Strafminderungen und bessere Haftbedingungen in der mit 1.300 Häftlingen völlig überbelegten Anstalt. Das Gefängnis in der Nähe von Guatemala-Stadt wurde in der Nacht weiterhin durch etwa 2.000 Beamten der Nationalpolizei hermetisch abgeriegelt.

Unter den Geiseln befinden sich nach Angaben eines Polizeisprechers 366 Frauen, 107 Männer und 154 Kinder. Die meisten sind Angehörige, die gerade zu Besuch waren. Sie wollen bei den Meuterern bleiben, um einen Sturm der Sicherheitskräfte auf das Gefängnis zu verhindern, berichtete ein Vertreter der Feuerwehr, der mit den Revoltierenden verhandelt hatte.

Am Montag abend ließen die Geiselnehmer 15 Erwachsene und vier Kinder frei. Anführer der Revolte ist nach Angaben eines afp-Fotografen, der in das Gefängis gelangte, der dreifache Mörder Rodolfo Lopez, der zu insgesamt 75 Jahren Haft verurteilt wurde. Ihm angeschlossen hätten sich alle in einem Sonderblock untergebrachten Schwerverbrecher. Dank ihrer guten Verbindungen zu einigen Wächtern sei es ihnen ohne große Schwierigkeiten gelungen, große Mengen Waffen und Munition zu erbeuten. Nach Angaben des guatemaltekischen Fernsehens forderte die Meuterei mindestens acht Tote und rund dreißig Verletzte. Der afp-Fotograf sprach jedoch von mindestens 15 Leichen im Gefängnis.