Patatinas Life is show

■ Islamische Hochzeit in der Manege von Zirkus Busch-Roland Liliputaner und Reprisen-Clown heiratete im Blitzlichtgewitter

Wer gestern zur Nachmittagsvor stellung in den Zirkus Busch-Roland gegangen war, der bekam ein rührendes Vorprogramm zu sehen. In der Manege heiratete der türkische Liliputaner und Reprisen-Clown Patatina (mit bürgerlichem Namen Tuncer Yanik) seine Braut Ferkunde.

Ganz in weiß und starr lächelnd schritt die junge Braut neben ihrem berühmten Zukünftigen. Der trug seine Arbeitskleidung: Ein

dunkelblaues Jacket mit dem goldverziertem Revers. Ebenfalls dunkelblau sein Zylinder. Wenn er den aufsetzte, dann reichte er seiner Braut immerhin bis zur Schulter. So hielten sie Einzug in die Manege. Zwanzig Artisten und zwei Schimmel folgten ihnen und stellten sich zum Spalier auf. Die beiden Hochzeiter setzten sich an einen weiß gedeckten Tisch, wo der Imam aus der Findorfer Mecin-Aksa Moschee mit zwei Trauzeugen schon auf sie wartete. Der Vorbeter Recep Yüksel, ein ehemaliger Gastarbeiter, machte in seinem schwarzen Umhang und unter dem weiß-roten Turban eine würdige Figur. Gleichwohl war seine Amtshandlung prosaisch: Er ließ sich die Namen der Brautleute sagen und fragte sie, ob sie denn auch wirklich wollten. Sie wollten. Wenn die Ehe aber scheitern sollte, darauf wies der Imam den Repriesen -Clown hin, dann müsse er seine Frau ein Jahr lang unterhalten.

Rasch übernahm Zirkusdirektor Heinz Geier-Busch dann wieder die Regie: „Aktion, Aktion“, dirigierte er das Brautpaar durch das Spalier der Artisten. Als es bei den Pressefotografen wieder herauskam: „Jetzt langsam ... und lachen, lachen!“ Und zu den Fotografen: “ Okay? Oder habt

ihr noch Wünsche?“ Die Bremer Presse, schon vor Tagen zu Hochzeit geladen, war zufrieden. Das spärliche Publikum, überwiegend Kinder und ältere Leute, applaudierte.

Hätten die beiden nicht Anrecht auf eine Hochzeit ohne Presserummel gehabt? In der Manege zu heiraten, das sei sein eigener Wunsch gewesen, sagte der Bräutigam. Christliche Hochzeiten und Gottesdienste im Zirkuszelt seien keine Seltenheit, verriet der Zirkusdirektor. „Wir sind halt eine Familie, und der Zirkus, das ist unser Leben“.

Seit sieben Jahren arbeitet der Clown Tuncer Yanik schon bei Busch-Roland, vorher war er drei Jahre bei einem italienischen Zirkus. Vom letzten Urlaub in seiner Heimatstadt Izmir brachte er sich die 22jährige Ferkunde mit. Seitdem begleitet sie ihren 7 Jahre älteren Mann bisher ohne eigenen Job im Zirkus. Aber: „Arbeit wird sich für sie schon finden“, meint der Direktor.

mw