Sanierung a la Wildwest

■ Die dubiosen Praktiken des Hausbesitzers Kurt Andree Mieterhöhung um 200 Prozent / Leerstand und Einsturzgefahr in der Schönleinstraße 26

Im Hof türmen sich mehrere Kubikmeter Bauschutt und Abfall, Kabel ragen aus den Wänden, Gasthermen wurden nicht angeschlossen: „Wie auf einer Baustelle“ sieht es im Hof des Hauses Schönleinstraße 26 in Kreuzberg aus. Der zuständige KOB will jetzt Anzeige beim Gesundheitsamt erstatten. Seit über einem Jahr wird das Haus mit privaten Mitteln angeblich saniert. Von den 25 Altmietparteien ist nur noch ein Mieter übriggeblieben. Er soll nun für seine Wohnung, an der seit vier Monaten nichts mehr gemacht wurde, 200 Prozent mehr Miete bezahlen. Ein Großteil der restlichen Wohnungen steht nach seinen Angaben seit anderthalb Jahren leer. Die Sanierungspraktiken des Kurt Andree, dem die Schönleinstraße 26 gehört, sorgten in der Vergangenheit bereits für Schlagzeilen. Zunächst plante Andree, der das Haus 1985 übernommen hatte, eine Sanierung mit öffentlichen Mitteln. Die Mieter nahmen seine Sanierungspläne jedoch nicht ohne Widerspruch hin. So protestierten die BewohnerInnen des Seitenflügels gegen eine Zusammenlegung ihrer Wohnungen. Zusammen mit der SPAS-Mieterberatung konnte jedoch im Sommer 1987 ein Kompromiß ausgehandelt werden. Andree weigerte sich jedoch im nachhinein, das Protokoll der Mieterversammlung zu unterschreiben. „Im Januar 1988 hat er dann überfallartig mit Baumaßnahmen begonnen“, erinnert sich SPAS-Mitarbeiter Gerd Wick. Dabei lag die Baugenehmigung zu Beginn der Maßnahmen, wie die Bauingenieurin Cornelia Wöhlk-Altmann auf der Pressekonferenz mitteilte, zu diesem Zeitpunkt bei ihr auf dem Büro. Zusammen mit ihrem Mann war Cornelia Wöhlk -Altmann von Andree mit der Durchführung der Sanierungsmaßnahmen beauftragt worden. Mit einer einstweiligen Verfügung versuchten die MieterInnen, die Baumaßnahmen zu stoppen. Das mißlang. In der Folgezeit mußten sie sich mit Sanierung a la Wildwest abfinden. So sollen bei mindestens drei Mietern Türen gewaltsam aufgebrochen worden sein. Die meisten Altmieter gaben schließlich auf. „Sie wurden rausgeekelt“, sagt der letzte Mieter, Andreas Hasenstab.

-guth