Umweltbefragung mit Werbeeffekt

300.000 ausgefüllte Fragebögen erbrachte die Aktion „Umweltfreundlicher Haushalt 1989“  ■  Aus Hamburg Kai Fabig

Der Publikumserfolg der bundesweiten Befragungsaktion „Umweltfreundlicher Haushalt 1989“, die von der „Aktionsgemeinschaft Umwelt, Gesundheit, Ernährung“ (AUGE) und von sieben Großbetrieben gesponsort wird, ist unbestritten: 300.000 ausgefüllte Fragebögen, 50.000 Umwelttips und 10.000 persönliche Briefe erbrachte die AUGE. Nachdem datenschutzrechtliche Bedenken ausgeräumt und die ominöse Frage nach der bevorzugten Karosseriereform aus dem Fragebogen verbannt wurden, ist auch die Kritik leiser geworden.

Bis auf Jo Leinen haben alle Landesumweltminister die Schirmherrschaft aufrechterhalten. Was die Aktion für den Umweltschutz bringen soll, blieb auch nach der gestrigen Pressekonfrenz in Hamburg, auf der AUGE-Chef Maximilian Gege und Ex-Kanzler-Gattin Loki Schmidt die ersten Zwischenergebnisse vorstellten, unklar. Da war zu erfahren, daß 48 Prozent der teilnehmenden Haushalte nicht richtig lüften. 80 Prozent keine Dosierhilfe für Waschmittel benutzen und 50 Prozent keine Wasserspareinrichtung an den Toiletten haben. Was da auf den Prozentpunkt genau ausgerechnet daherkam, ist aber keineswegs repräsentativ. Denn mit dem Argument, daß ihre Aktion eben nicht repräsentativ sei, hatte die AUGE die Kritik entkräftet, daß die Befragung einer Marktanalyse für die Sponsoren gleichkomme.

Irgendwelche Schlüsse lassen sich mithin nicht ziehen. Entsprechend allgemein blieben dann auch die Forderungen, die Loki Schmidt vortragen durfte. Sie richteten sich in erster Linie an den Ökonom im Verbraucher: Energie sparen, Waschmittel sparen, Wasser sparen. All dies rechne sich, betonte Gege. Den Leuten solle bewußt gemacht werden, daß sich mit Umweltschutz Geld sparen lasse. An die PolitikerInnen erging der Appell, Förderprogramme zur Finanzierung neuer Heizungsanlagen und wassersparender Armaturen aufzuerlegen, während die Industrie aufgerufen wurde, „mehr attraktive Duschbäder als pompöse Wannen und Whirlpools zu entwickeln“.

Noch zweimal sollen auf Pressekonferenzen derart bahnbrechende Erkenntnisse und Forderungen präsentiert werden. Dann steht die Auswertung der restlichen Fragekomplexe an. Gege begründete dieses portiönchenweise Vorgehen damit, daß der Verbraucher nicht mit zu vielen Informationen auf einmal überfordert werden dürfe. Den Sponsoren dürfte dies recht sein, gehen ihre Namen dann doch noch zweimal durch die Presse. (Siehe Kommentar - AUGE links!)