Die Streikkette

■ Am 1. Februar begannen die 38 Gefangenen den Hungerstreik nach dem Vorbild der IRA

Anders als in den vorangegangenen neun Hungerstreiks verweigern diesmal nicht alle Gefangenen aus der RAF und anderen militanten Gruppen durchgängig und gleichzeitig die Nahrungsaufnahme. So wie es die Gefangenen aus der IRA 1985 in Irland erstmals praktiziert haben, ist der Streik als Kette aufgebaut.

Zunächst führten alle 38 beteiligten Gefangenen den Hungerstreik zwei Wochen lang gemeinsam, dann unterbrachen sie ihn - mit Ausnahme von zwei Gefangenen. Im Rhythmus von jeweils zwei Wochen kamen seitdem jeweils zwei weitere Gefangene wieder hinzu. Gestern traten erstmals nicht zwei, sondern drei Personen wieder in die Kette ein. Durch dieses Prinzip der Kette, so hat es Helmut Pohl in der ersten Erklärung zu diesem Hungerstreik angekündigt, soll es „ein langgezogener Kampf“ werden, keine „kurze, frontale Konfrontation“, in der viele Gefangene „gleichzeitig auf der Kippe stehen“.

Inzwischen befinden sich neun Gefangene in der Hungerstreikkette. Gestern vor genau acht Wochen, am 1. Februar 1989, wurde der Hungerstreik von 38 Gefangenen aufgenommen und zwei Wochen lang gemeinsam fortgeführt. Danach, am 15. Februar, unterbrachen die Gefangenen den Hungerstreik, mit Ausnahme von Christa Eckes, verurteilt zu einer achtjährigen Haftstrafe und derzeit inhaftiert in Köln -Ossendorf, und Karl-Heinz Dellwo, verurteilt zu lebenslanger Haft (JVA Celle). Beide verweigern damit seit 57 Tagen die Nahrungsaufnahme und sind damit an der Grenze der akuten Lebensgefahr.

Weitere zwei Wochen später, am 1. März, traten Gabriele Rollnik, als Mitglied der ehemaligen „Bewegung 2. Juni“ zu 15 Jahren Haft verurteilt (Berlin-Plötzensee), und Rolf Heißler, zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteil tes RAF-Mitglied (JVA Strau bing), erneut in den Hunger streik.

Am 15. März, gestern vor zwei Wochen, traten Brigitte Mohnhaupt, ebenfalls aus der RAF und zu lebenslanger Haft verurteilt (JVA Aichach), und Adelheid Schulz, ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilte RAF-Gefangene (inhaftiert in Köln-Ossendorf), wieder in den Hungerstreik.

Gestern haben sich der Kette die zu lebenslangen Haftstrafen Verurteilten Irmgard Möller und Hanna Krabbe, beide inhaftiert im Hochsicherheitstrakt Lübeck, und die in Frankfurt inhaftierte Ingrid Barabaß, verurteilt zu vier Jahren und zehn Monaten, angeschlossen.

mai