Europaliste der Grauen Panther?

Graue Panther fordern Änderung der Europawahlliste der Grünen /Öko-Partei soll eine „Altenquote“ einräumen / Notfalls wollen sie mit einer eigenen Liste antreten / Grüne sprechen von Erpressungsversuch  ■  Aus Bonn Gerd Nowakowski

Für Verärgerung innerhalb der Grünen sorgen Überlegungen der Vorsitzenden der Grauen Panther, Trude Unruh, mit einer eigenen Partei zum Europawahlkampf anzutreten. Es werde dazu kommen, wenn die Grünen der Altenorganisation keine sicheren Listenplätze für den Europawahlkampf einräumten, erklärte die Bundestagsabgeordnete der Grünen am Mittwoch. Die Organisation wolle auch weiterhin mit den Grünen eine Listenverbindung eingehen, allerdings auf der Grundlage einer „Altenquote“. Die Partei müsse sich entscheiden, was ihnen die Mitarbeit der Grauen Panther wert sei, sagte die parteilose Frau Unruh dem Hessischen Rundfunk.

Der Streit zwischen den Grauen Panthern und den Grünen schwelt bereits seit Monaten. Mehrfach hat sich damit bereits der Parteivorstand beschäftigt. Trude Unruh verlangte einen der vorderen Listenplätze der Europawahlliste für ihre Gruppierung; die Partei lehnte dies mit Hinweis auf das basisdemokratische Nominierungsverfahren ab. Bei den Grünen werden die Listenplätze nicht wie bei anderen Parteien in Hinterzimmern vergeben, heißt es dazu in der Bonner Zentrale. Auch auf dem Duisburger Parteitag Anfang März wurde es von den Delegierten abgelehnt, den Grauen Panthern pauschal und ohne vorherige Personenbenennung bestimmte Listenplätze zu reservieren; gewählt wurde dann die stellvertretende Bundesvorsitzende der Grauen Panther, Lisette Milde, auf dem wenig aussichtsreichen Platz 12. Diesen Platz hatte Frau Milde in der letzten Woche nach Diskussionen in ihrer Organisation zurückgewiesen.

Das ist „schlichtweg ein Erpressungsmanöver“, kommentiert die Parteisprecherin Grit Moßmann die Unruh-Ankündigung. Worauf die Forderung zielt, ist den Grünen derzeit unklar. Änderungen an der Listenfolge seien satzungsmäßig überhaupt nicht mehr möglich; „das ist gelaufen“, erklärte Frau Moßmann. Eine von Trude Unruh geforderte „Altenquotierung“ sei „Hokuspokus“, fügte Grit Moßmann hinzu. Dennoch seien die Grünen natürlich an einer Zusammenarbeit mit den Grauen Panthern interessiert.

Frau Unruh hatte ihre Forderung nach Altenquotierung damit begründet, daß die verstärkte Präsenz alter Menschen in Parlamenten notwendig sei, um dem gegenwärtigen Rechtstrend entgegenzuwirken. Gerade alte Menschen, die beispielsweise unter den Auswirkungen der Renten- und Sozialpolitik zu leiden hätten, ließen sich allzu leicht von der Propaganda rechter Parteien verführen.