Rembrandt, Rollos, Blues

■ Schröder, Hartmut, 27, malt Gesichter in heftigen Farben, so, daß die Nasen laufen 320 Jahre tot und dennoch dem Schröder unter die Haut gefahren: Rembrandt

Also er kommt aus diesem Tom

Waits-Film und jetzt muß er schnell und unbedingt ein Bild von Tom Waits machen und er findet zwei gleich große Rollos vom Sperrmüll und da bietet sich doch ein Doppelportrait an und er greift sich Öl- und Abtönfarben und es geht zur Sache: Gesichter gezeichnet und dann heftige Farben und Striche und Nasen laufen herunter aber fertig muß es schnell sein, denn: morgen schon läuft womöglich wieder ein Film.

Das ist Schröder, Hartmut, 27, ca. 1,96 lang, schwarz geledert, von der Küste, 8. Semester HfK, sammelt bei Konzerten der ungezwungenen Art Ohnmächtige ein und schützt die Bands vor den Fans und will für „Big Time“ drei Riesen haben.

Seine beiden Toms hängen nämlich nebst Franz auf seinem Sofa, Harry als Zappa, dem polni

schen Reiter, Rembrandt undStaalmeester und anderen in Schlachthof-Turm und - Kneipe: Schröders erste Einzelausstellung und man spürt: hier haben die Bilder ihren Ort und fühlen sich sauwohl.

Und dann ist dan noch Rembrandt, der 320 Jahre tot ist, aber dennoch dem Schröder unter die Haut gefahren ist und heraus kommt Verehrung: Rembrandt als Gegenstand, zitiert, als Berater, als Spezialist für Licht und insbesondere Dunkel, auch mal Frl. Stoffels, mit der der Meister was hatte.

Rembrandt und Rollos vom Sperrmüll, das wäre nicht mehr als eine Masche, und die vielen Stufen im Schlachthofturm wären umsonst gestiegen.

Aber wie der lange Schröder an seine Riesenrollos rangeht und mit wilden Farben tobt und den

ganzen Körper in Bewegung setzt und in gebremsten Ekstasen Gefühle und Stimmungen und Rembrandt aufträgt, da hat er was, was man entweder hat oder nicht hat: Schröder hat den Blues. Burkhard Straßman

Hartmut Schröder, Bilder und Zeichnungen, Schlachthof-Turm und -Kneipe, bis 29.4., Mo-Fr 11-17 Uhr, So 10-16 Uhr