Skinheads prügeln in voller U-Bahn

■ Sechs Skinheads schlugen und bedrohten zwei Männer in einem Waggon der Linie 7: Die übrigen Fahrgäste guckten zur Seite

Etwa sechs Skinheads haben in der Nacht zum Donnerstag zwei Männer in einem U-Bahnwagen bedroht und geschlagen. Die beiden 27 bzw. 37 Jahre alten Berliner stiegen gegen 1.00 nachts an der Haltestelle Eisenacher Straße in die letzte U -Bahn der Linie 7 in Richtung Rathaus Spandau. Einer von ihnen trug einen roten Stern am Revers - für die dazusteigenden Skins war dies Anlaß genug, den Button abzureißen und beiden Männern ins Gesicht zu schlagen. Einem Betroffenen wurde die Brille von der Nase gehauen. Die U -Bahn war voll besetzt, von den Passagieren griff bis auf eine etwa 30jährige Frau trotzdem niemand in das Geschehen ein. Als die Frau die Skins aufforderte, sofort aufzuhören, wurde auch sie bedroht. Die übrigen Fahrgäste starrten in die Luft und taten so, als würde nichts geschehen. Als die Skinheads die U-Bahn ein paar Stationen weiter verließen, wurde die Frau von ihnen angespuckt.

Ein Sprecher der Berliner Verkehrsbetriebe bestätigte gestern auf Anfrage, daß sich die Beschwerden von Fahrgästen und BVG-Personal über Belästigungen durch „Jugendgangs unterschiedlicher Coleur“ im Bereich der Stationen Britz-Süd bis Rudow in der letzten Zeit gehäuft haben. Eine gezielte Diskriminierung ausländischer Mitbürger habe man nicht feststellen können, die Belästigungen richteten sich gegen Menschen „quer durch die Bevölkerung“.

Der mobile Ordnungsdienst der BVG habe schon mehrmals eingreifen müssen. Die genannten Stationen werden ab sofort auf Weisung des Innensenats stärker durch Polizeibeamte und den BVG-Ordnungsdienst kontrolliert.

Ein Besucher der Discothek „Linientreu“ in der Berliner City teilte der taz gestern mit, daß Jugendliche dort regelmäßig mit ausgestrecktem Arm zum Neue-Deutsche-Welle -Hit „Der Mussolini“ tanzen würden. Weder das Personal noch die Gäste würden etwas gegen den „Hitler-Gruß“ der Jugendlichen unternehmen. Im „Linientreu“ war gestern niemand zu erreichen, um dazu eine Stellungnahme abzugeben.

ccm