Bombe vergessen

■ British Airways fliegt Sprengstoff wochenlang spazieren

London (afp/taz) - Wer schützt eigentlich Fluggäste vor den Antiterroreinheiten? Diese Frage muß man sich stellen, nachdem eine Putzkolonne mehrere Kilo Sprengstoff an Bord eines Jumbos der British Airways sicherstellte. Die Verkehrsmaschine hatte die hochexplosive Ladung wochenlang spazierengeflogen. Wie die britische Fernsehgesellschaft ITN enthüllte, hatte die Armeespezialeinheit SAS das brisante Paket bei einer Übung unter einem Sitz der Boeing 747 versteckt. Über den Sprengstoff wurden keine Angaben gemacht. Potentielle Attentäter hätten daran sicherlich Interesse, denn die eigens ausgebildeten Spürhunde entdeckten nichts.

Ein Polizeisprecher bestätigte, daß der Sprengstoff vergessen worden war, beteuerte aber, er hätte nicht explodieren, sondern höchstens bei offenem Feuer „aufflammen“ können. Seit dem Absturz des PanAm-Jumbos am 21. Dezember über der schottischen Ortschaft Lockerbie reagiert die britische Öffentlichkeit empfindlich auf Mängel in der Flugsicherheit. Wie skandalös die Überwachung des Londoner Flughafens Heathrow ist, hatten letzte Woche drei Spaßvögel bewiesen, die sich nicht nur an den Sicherheitskräften vorbei bis ins Cockpit einer Boeing 747 schmuggeln konnten, sondern ihr Abenteuer auch noch filmten.

Die Verantwortlichen können von Glück reden, daß sie nicht in Japan leben. Dort hätte der strenge Ehrenkodex ein Harakiri verlangt. Mittwoch wurde in Tokio der Flugkapitän Itsuji Shimohira erhängt aufgefunden. Er hatte Samstag bei einer Landung in Osaka so hart aufgesetzt, daß das Heck Bodenberührung hatte. Zu Schaden kam dabei niemand.

rld