Zeppelin gegen Umweltsünder

■ Für die Meeresforschung und gegen Umweltsünder soll in Norddeutschland ein modernes Zeppelin-Modell entwickelt werden / Vorteile gegenüber Flugzeug und Hubschrauber

Vor dem zweiten Weltkrieg waren Luftschiffe ein durchaus übliches Verkehrsmittel. Doch das schwere Unglück von 1937 in Lakehurst, als die wasserstoffgefüllte „Hindenburg“ bei der Landung explodierte und 15 Passagiere sowie 23 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen, war das Ende für die deutsche Luftschiffahrt. Nur gelegentlich ist heute dieser Exot am Himmel als Werbegag zu bestaunen. Jetzt aber soll die fliegende Zigarre, benannt nach ihrem deutschen Erfinder Ferdinand Graf von Zeppelin, eine neue Chance erhalten. Unter der koordinierenden Federführung des in Bremen ansässigen Fraunhofer-Instituts für angewandte Materialforschung soll im Rahmen des Euromar-Projektes der Zeppelin der Zukunft entwickelt werden.

Erstes Ziel ist, einen Zeppelin

für die Meeresforschung und die Jagd auf Umweltsünder zu entwickeln, erläutert der Leiter des Bremer Instituts, Walter Brockmann. Doch soll diese Studie zugleich eine Basis für den Einsatz größerer Luftschiffe zur Fahrgastbeförderung liefern. Die Vorteile eines Zeppelins im Umweltschutz liegen für Brockmann auf der Hand. Im Gegensatz zum Flugzeug kann er in der Luft anhalten, auf dem Wasser landen und Proben entnehmen. Das kann ein Hubschrauber zwar auch. Aber der ist einerseits „das teuerste Verkehrsmittel“, bietet andererseits weniger Platz als ein Zeppelin und „irritiert“ zudem durch seine Vibrationen empfindliche Meßgeräte.

Die Experimental-Untersuchung, während derer schon Bauteile in Originalgröße getestet werden, beginnt in diesem Früh

jahr und soll bis Mitte 1990 abgeschlossen sein, sagt Brockmann. An dieser Studie sind die Hapag-Lloyd Transport -und Service GmbH (Bremerhaven), die Abteilung Raumfahrt und Leichtbautechnik von MAN-Technologie (München), SLTA Engineering-Consulting (Delmenhorst) und Enimont (Mailand) beteiligt. Die Kosten in Höhe von rund einer Million Mark werden nach Angaben Brockmanns je zur Hälfte vom Bund und von der Wirtschaft getragen.

Die Vorbereitungen für einen möglichen Bau des Luftfahrzeugs könnten bereits im nächsten Jahr anlaufen, hofft Brockmann. Nach Möglichkeit sollten die norddeutschen Werften bedacht werden. Diese hätten Interesse an schiffbaufremder Fertigung und verfügten über große Hallen. Claudia Reinhardt/dp