Ölteppich auf der Wümme

■ Umweltschützer entsetzt über die Folgen der österlichen Vergnügungsfahrten / Deichhauptmann Janssen will bei Umweltbehörde schärfere Maßnahmen einfordern

Das schöne Wetter zu Ostern trieb die BremerInnen zu Tausenden in die Naherholungsgebiete. Wenn die Sonne es gut mit Ihnen meint, wird es an diesem Wochenende nicht anders sein. Wer seinen Ausflug an die Wümme geplant hat, sollte allerdings auf eine unangenehme Überraschung vorbereitet sein.

„So kann es nicht weitergehen“, ist die Meinung unter den Beschäftigten in den Ausflugslokalen. Und Gerold Janssen, der Deichhauptmann, urteilt: „Da kommt eine Katastrophe auf uns zu, wenn nicht schnellstens etwas geschieht.“ Er zeigt empört auf das trübe Wasser. Beim ersten Hinschauen ist wenig zu sehen, nur ein eigenartig regenbogenfarbiges Schillern in der Mitte des Flusses. Aber wenn man näher an die Uferböschung herantritt, wird deutlich: Es sind meterlange Öl

lachen, die auf der Wasserober fläche die Sonnenstrahlen brechen. Und noch schlimmer wird es, wenn man sich einen Weg durch das Schilf gebahnt hat: In Ufernähe trudeln tote Fische im Röhricht, und dicke Ölplacken haben sich an Pflanzenstauden festgesaugt. Einige Niedriggewächse, ehemals rot und gelb schillernd, sind von schwarzen Partikeln überzogen, und im Uferschlamm wachsen dicke, schwarz-braune Teerbrocken zu einer klebrigen Decke zusammen. Ein unerträglich faulig-synthetischer Geruch liegt über dem sterbenden Mini-Biotop.

Gerold Janssen kann die Schuldigen benennen: „Das waren die Motorbootfahrer.“ Mitglieder des Kanuclubs „Hanseat“, die bestürzt auf die Öllache direkt beim Vereinsheim starren, bestätigen wütend Janssens Urteil: „Einige

der Wassersportler Bremens müssen über den Winter neue Außenborder gekauft haben. Die müssen beim ersten guten Wetter spazierengefahren werden. Schließlich muß man zeigen, was man hat. Und man kann endlich demonstrieren, daß die Familie heile dem winterlichen Fernseh-Marathon entkommen ist.“

Der Club fordert schon lange die Sperrung der Wümme für die Außenborder. Zu oft kommt es vor, daß sie schnittig die Kurven nehmen, obwohl sie wissen, daß selbst Wellenschlag die Uferböschung bedroht. Zu oft kommen auch Gerüchte auf, Besitzer entsorgten ihre Motoren ins Wümmewasser. Für die „Hanseaten“ steht fest: „Die müssen weg. Wir wollen hier nur noch Angler und Kanu-Freunde sehen.“ FW