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Alaskas Lachsfischer reichen Klage ein

■ Kapitän der „Exxon Valdez“ gefeuert / US-Regierung lehnt direkte Maßnahmen gegen die Ölpest ab / Fischer klagen gegen Firmen und Behörden / Ölteppich dringt weiter in den Sund vor

Valdez/Washington (afp) -Der auf 1.300 Quadratkilometer angewachsene Ölteppich vor Alaska breitete sich gestern weiter über den zuvor weitgehend unberührten Prinz-William -Sund aus. Gegen die Tankergesellschaft des vor einer Woche auf ein Riff gelaufenen Schiffes, gegen die Ölfirma sowie gegen den Bundesstaat Alaska haben die betroffenen Fischer bereits am Donnerstag erste Klagen gegen die Tankergesellschaft, die beteiligte Ölfirma und den Bundesstaat Alaska eingereicht. Die US-Regierung hat es unterdessen abgelehnt, die Maßnahmen zur Eindämmung der Ölpest selbst zu leiten, und will sich statt dessen auf eine stärkere Aufsicht beschränken. Der Kapitän des aufgelaufenen Öltankers „Exxon Valdez“ ist inzwischen entlassen worden, weil er zum Zeitpunkt des Unglücks zuviel getrunken hatte. Als die „Exxon Valdez“ am 24. März das Riff vor der Südküste Alaskas rammte, befand sich der Kapitän nicht auf der Brücke, sondern hatte das Kommando an seinen dritten Offizier Gregory Cousins abgegeben, der das dafür benötigte Schiffsführerpatent nicht besitzt.

Vor der Presse in Washington wunderte sich der Kommandant der Küstenwache, Paul Yost, der als Mitglied einer Regierungsdelegation nach Valdez gereist war, um sich über den Stand der Säuberungsaktionen zu informieren, für ihn sei es „nahezu unglaublich“, daß der Öltanker, der aus Kostengründen nicht mehr mit einer zweiten Sicherheitshülle ausgerüstet war, die breite Fahrrinne verlassen hatte.

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Katastrophe wurden gestern fortgesetzt. Bergungsmannschaften hofften, noch am Freitag das verbliebene Öl aus der „Exxon Valdez“ auf ein anderes Schiff umpumpen zu können, um sie dann am Sonntag wieder flott zu machen.

William Reilly vom Umweltschutzamt erläuterte, besonders gefährdet seien Lebensräume von Seeottern und Seelöwen im Prinz-William-Sund. Der Sund wird von vielen Sportfischern genutzt und ist der wichtigste Fanggrund einer regionalen Fischindustrie, die im Jahr ca. 85 Millionen Dollar umsetzt.

Die Umweltexperten im Europaparlament forderten gestern die EG und ihre Mitgliedstaaten auf, Konsequenzen aus der Katastrophe zu ziehen und die Ratifizierung des Antarktisvertrages über die Ausbeutung dieses Kontinents zu verhindern.

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