Koschnick zum 60sten

■ Langjähriger Bremer Bürgermeister bedankt sich mit dem „Gebet eines Seniors“

„Mit Nachdruck“ habe sich Hans Koschnick dagegen gewehrt, daß zu seinem 60 Geburtstag ein Empfang im Rathaus stattfinde, berichtete Bürgermeister Klaus Wedemeier hunderten von Gästen des Empfangs zu Ehren von Koschnicks Geburtstag gestern im überfüllten Festsaal des Ratshauses. In seiner kurzen - auf Koschnicks Wunsch - Ansprache erwähnte Wedemeier vor allem wirtschaftspolitische Erfolge Koschnicks und erzählte ein paar Anekdoten.

Bevor das endlose Händeschütteln losging, bedankte sich Koschnick bei den Honoratioren zwischen grau und graublau mit dem „Gebet eines Seniors“, das ihm ein „früherer Bremer Wirtschaftskapitän“ zugeschickt habe: „Herr, Du weißt besser als ich, daß ich von Tag zu Tag älter werde und eines Tages alt sein werde. Bewahre mich vor der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen. Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch, hilfreich, aber nicht diktatorisch zu werden. Aus meiner ungeheuren Ansammlung von Weisheiten müssen wir meiden, sie nicht weiterzugeben... Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden, sie nehmen zu, und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr ... Und lehre mich die wunderbare Weisheit, daß ich mich irren kann. Erhalte mich so liebenswert wie möglich. Ich weiß, daß ich nicht unbedingt ein Heiliger bin, aber alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels. Lehr mich also, an anderern Menschen wunderbare Talente zu entdecken, und verleihe mir, Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.„ „Was ich hiermit tue“, schloß Koschnick, „Ich freue mich, daß Sie gekommen sind.“