Kreuzzug kontra Süchte

In den USA haben die Puritaner wieder Vorfahrt: Das Rauchen ist verpönt, Alkoholika verlieren an Attraktivität, und nun soll auch noch ausgerechnet das Mekka der Autofans vom Inbegriff der Freiheit, dem Auto, befreit werden. Wenn das ehrgeizige Projekt der Smogmetropole in den USA erst Schule macht, droht der neue Trend auch in der Bundesrepublik Wirklichkeit zu werden. Und das, wo es die Bundesdeutschen doch gerade erst geschafft haben, den bisher als „american way of life“ gepriesenen Lebenstil zu kopieren.

Doch die freifahrenden Bürger können beruhigt weiter Gas geben. Üblicherweise dauert es zehn Jahre, bis kalifornische Trends in Europa Fuß fassen. Genügend Zeit also, um endlich das Joch des US-Kulturimperialismus abzuschütteln. Denn nach dem Streit über Mittelstreckenraketen und Tiefflieger, nach der Erniedrigung während der libyschen Giftgasaffäre könnte der bevorstehende ideologische Angriff der USA auf des Bundesbürgers liebstes Suchtmittel, die auf Hochglanz gewienerte Dreckschleuder, das Faß zum Überlaufen bringen. Hinzu kommt: Die rigiden Nichtraucherkampagnen in den USA haben zwar den Höhepunkt ihrer Popularität hierzulande noch vor sich. Dennoch geben sie der Autofahrerlobby einen Vorgeschmack dessen, was sie demnächst erwartet. Deshalb: Wehret den Anfängen US-amerikanischer Smogmüdigkeit. Und falls die Nichtautofahrer diesem neuen Antiamerikanismus nicht die Stange halten wollen, können sie ja nach drüben gehen - in den Westen.

mf