Fraunhoferstraße freiwillig geräumt

Die BesetzerInnen des ehemaligen Arbeitsschutzmuseums haben überraschend aufgegeben / Gruppe im „Revolutionären Zentrum“ zerstritten / Aufatmen bei SPD und AL / Senatssprecher Kolhoff (SPD): Auszug der BesetzerInnen Erfolg der Bemühungen des Senats  ■  Von Rita Hermanns

Berlin (taz) - Völlig überraschend verließen in der Nacht zum Montag die BesetzerInnen des ehemaligen Arbeitsschutzmuseums in der Fraunhoferstraße das Gebäude. Als die Polizei aufgrund eines telefonischen Hinweises gestern nachmittag dort eintrafen, fanden sie niemanden mehr vor. Eilends begaben sich dann auch der Regierende Bürgermeister Walter Momper (SPD), der Chef der Senatskanzlei und der Staatssekretär der Umweltverwaltung, Klaus Groth vor Ort, um mit dem Eigentümer das Gebäude in Augenschein zu nehmen.

Hintergründe des plötzlichen freiwilligen Verlassens der BetreiberInnen des „Revolutionären Zentrums“ sind nach taz -Informationen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Besetzergruppe. Am Sonntag abend hatten zunächst getrennt jeweils ein Frauen-und ein Männerplenum getagt, bevor sie sich gemeinsam zusammensetzten. Die Frauen warfen den Männern patriarchalisches Verhalten vor. Darüber, wie man sich nun weiter vorgehen sollte, nachdem die Gruppe es ausdrücklich abgelehnt hatte, sich in ein Zelt umsetzen zu lassen, konnte man sich nicht einigen. Noch in der Nacht verließen dann auch die Ausdauerndsten das Gebäude.

In der AL „ging ein gewisses Aufatmen durch die Leute“, konstatierte der Abgeordnete Michael Haberkorn, der zusammen mit Klaus Groth mit den BesetzerInnen verhandelt hat.

Während des ganzen Tages war die Senatsverwaltung auf der Suche nach einem Übergangsgebäude, in dem die BesetzerInnen so lange Unterschlupf finden sollten, bis eine endgültige Lösung gefunden worden wäre. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), die seit Samstag Hausherrin des Gebäudes ist, hatte von Räumungsbegehren oder dem Beginn ursprünglich für heute geplanter Messungen erst einmal abgesehen. Der Leiter der PTB, Sauerbrey, war eigens nach Bonn geeilt, um dort die weitere

Vorgehensweise zu klären. Er hatte gestern erklärte, auch dem Bund sei an einer friedlichen Lösung gelegen. Senatssprecher Werner Kolhoff dankte dann auch der Bundesanstalt erleichert für deren Zurückhaltung. Die „freiwillige Räumung des Objekts“ sei ein Erfolg der „beharrlichen Bemühungen des Senats um eine friedliche Lösung“. Den BesetzerInnen bot er weiterhin an, der Senat werde auf der Grundlage „konkreter Nutzungskonzepte“ nach geeigneten Räumlichkeiten für einen Fortsetzung Seite 2

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