Henry Moore / Doris Lessing / Gutenberg-Preis / Rolf Henrich

Eine 15 Zentimeter hohe Bronzeplastik des britischen Bildhauers Henry Moore ist aus einer Bremer Galerie entwendet worden. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, werden zwei unbekannte Männer des Diebstahls verdächtigt, die in der Galerie in dieser Woche einen Katalog gekauft hatten und bald darauf aus den Räumen verschwunden waren. Der Wert des Unikats, das nach Ansicht der Polizei auf dem Kunstmarkt wegen seiner Einzigartigkeit nicht zu verkaufen ist, wird auf 150.000 Mark geschätzt. Die Galerie hat eine Belohnung von 30.000 Mark für die Wiederbeschaffung des Kunstwerks ausgesetzt.

Im Zusammenhang mit der deutschen Erstaufführung der Oper „Die Erschaffung des Repräsentanten für Planet 8“ des amerikanischen Minimal-Music-Komponisten Philip Glass am 16. April im Kieler Opernhaus veranstaltet die Landeshauptstadt ein Beiprogramm. Höhepunkte sind eine Kunstschau und eine Dichterlesung mit der britischen Autorin Doris Lessing. „Minimal Art“ heißt die Ausstellung vom 7. bis zum 23. April in der Stadtgalerie. Doris Lessing, nach deren Roman die Glass-Oper entstand, wird am 10. April im Schauspielhaus lesen.

Den Gutenberg-Preis, der von der Stadt Mainz und der internationalen Gutenberg-Gesellschaft verliehen wird, erhält in diesem Jahr die niederländische Wissenschaftlerin Dr. Lotte Hellinga. Die mit 20 000 Mark ausgestattete Auszeichnung wird seit 1968 im dreijährigen Turnus für Leistungen vergeben, die im Zusammenhang mit der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg stehen. Dr. Lotte Hellinga, die in der British Library in London tätig ist, entwickelte 1980 einen maschinenlesbaren Katalog der Inkunabeln, der frühesten, vor 1500 hergestellten Druckerzeugnisse.

Der Autor, DDR-Bürger, Rechtsanwalt und ehedem hoher SED -Funktionär Rolf Henrich, dessen Buch Der vormundschaftliche Staat vergangene Woche im Rowohlt-Verlag erschien, darf seit dem 27.März seinen Beruf nicht mehr ausüben. Außerdem wurde er aus der SED ausgeschloßen. In einer Mitteilung des Verlags heißt es: „Das System hat die Botschaft des Buchs verstanden, es reagierte genauso wie es der Analyse Henrichs gemäß reagieren mußte: also ohne politische Moral, rein macht-instinktiv. Zivilcourage wird im Politbüro als Bedrohung aufgefaßt.“