Piratenland

Händler, Versicherungen und Schiffseigner sind die Hauptgeschädigten der Piraterie a la libanaise. Verdienen tun nicht mehr auf den Meeren kreuzende Outlaws, die fremde Schiffe kapern, sondern die Kapitäne und Besatzungen selbst (zuweilen stehen auch die Eigentümer dahinter), die ihre Schiffe schlicht „verschwinden“ lassen. Von Mitte 86 bis Ende 88 kamen so mindestens 14 Schiffsladungen vor der Küste des Libanons abhanden.

Libanons Piraten haben sich auf zwei Wege des Beutemachens spezialisiert. Ganze Schiffe verschwinden, indem Schiffseigner alte Kähne aufkaufen, die von Agenten und fiktiven Gesellschaften außerhalb des Landes registriert werden, zunächst auf regulären Linien fahren, dann aber eines schönen Tages auf hoher See umbenannt werden und vorübergehend in die kleinen Häfen libanesischer Milizen entwischen. Die Ladungen kommen zu Schleuderpreisen auf den Markt, die Versicherungssumme wird kassiert. Häufig verschwinden die Schiffe auch bei ihrem Weg durchs Mittelmeer kurzzeitig in den Buchten des Libanons. Das 2.500 -Tonnen-Schiff „Lima“ beispielsweise Legte 1987 im nordlibanesischen Selaata an, nachdem es in Ghana Kakaobohnen im Wert von 1,6 Milionen US-Dollar geladen hatte. 400 Tonnen Kakao wurden kurz darauf in Ost-Beirut beschlagnahmt.

Schiffe, die derartige Stippvisiten im Libanon machen, haben im gleichen Zeitraum ihren Crews etwa 30 Millionen US -Dollar eingebracht. Libanesische Händler klagen über harte Konkurrenz durch die billige Piratenware.Von August 1986 bis Ende 1987 soll das Volumen der Piraterie wenigstens 200 Millionen US-Dollar umfaßt haben.