Nun laufen & laufen sie wieder

■ Am Sonntag startet der Bremen-Marathon / 1500 Beteiligte aus 16 Nationen Der Tansanier Suleiman Nyambui, l Star der Veranstaltung, hat abgesagt

Glücklich sind sie nicht, die Veranstalter des Bremen -Marathons. Die Sponsoren waren nicht so zahlungswillig wie in den Jahren zuvor, weil der letzte Marathon gerade acht Monate zurückliegt. Die TeilnehmerInnen-Zahl ist gesunken, weil die Anzahl der bundesdeutschen Langläufe ständig steigt. Der Tansanier Suleiman Nyambui, als Star verpflichtet, sagte kurzfristig ab, weil in London mehr Geld zu verdienen ist. Und zu guter letzt gibt es auch noch Zank mit der selbsternannten Nummer 1 der Bremer Läuferszene, Peter Bullen, der Gift und Galle gegen die Organisatoren spritzt.

Natürlich waren die versammelten JournalistInnen gestern an dem Streit interessiert, hatte Bullen doch gespottet, daß in Bremen so wenig gute Läufer am Start seien, daß er „auf einem Bein Meister“ werden würde. Verständlich der Ärger der Veranstalter, die nun ihrerseits bekanntgaben, daß Bullen erstens

nicht der beste Bremer Läufer und zweitens am schnellsten mit der Zunge sei. Auch die Klage von Bullen, er habe für seine Leistungen noch nie ein Lob vom Verband bekommen, wurde gekontert: „Herr Bullen war immerhin auf Verbandskosten eine Woche in China um dort zu laufen. Er hat sich sogar in einem Telegramm überschwenglich bedankt.“

Wesentlich defensiver wurden die Herren vom Marathon, als es um den Star der Veranstaltung ging, den Tansanier Nyambui. Der mit 10.000 DM umworbene Afrikaner hatte bis zur letzten Sekunde gepokert und war dann lieber auf London umgesattelt, wo es selbst auf hinteren Plätzen noch mehr Preisgeld gibt als in Bremen

für den Sieg - vom höheren Startgeld ganz zu schweigen.

Harald Rudat, der für das Anwerben der Stars verantwortlich und nach eigenem Bekunden noch nicht lange im Geschäft ist, konnte nur das Handtuch werfen. Er sei entsetzt über die Methoden der Sportmafia und kapitulierte wohl vorm rauhen Klima bei den Verhandlungen: „Wenn das gute Wort nicht mehr gilt..“ Offensichtlich war da ein ehrenwerte Mann von Profis glatt über den Tisch gezogen worden: „Ich bin als Sportler schwer beleidigt.“

Erfolgreicher waren die Bemühungen Gespräche in Polen. Von dort melden allein 81 LäuferInnen. Bissig kommentierte ein Funktionär: „Die wollen hier ein

kaufen und ihre Aussiedlung vorbereiten.“ Die Deutschen Langstreckenläufer tauchen in der Meldeliste gar nicht auf. Sie gehen lieber ins Ausland, wo es höhere Prämien gibt oder sie müssen die Auflagen des DLV erfüllen, der SportlerInnen für die Reputation der Republik rennen lässt.

1529 StarterInnen haben sich gemeldet, 1408 Männer und 121 Frauen. Marion Poppen, SPD-Abgeordnete und nach eigenem Bekunden „Linksaußen“ in der Riege der Sportfunktionäre, hat durchgesetzt, daß die Siegprämien bei Frauen und Männer gleich ist: 3000 DM. Und das ist eine positive Meldung vom Marathon, um die die Veranstalter die Presse so gebeten haben. FW