: Zweimal kein Straßenumbau
■ Beirat Mitte fand: Heinrichstraße bleibt befahrbar statt begehbar / Plan für Rembertikreisel mit „citynahem Wohnbau“ statt Pappelwäldchen taugt nicht
Um die beiden Ergebnisse vorwegzunehmen: Erstens bleibt die Heinrichstraße im Bremer Ostertorviertel, berühmt durch ihre besetzten Häuser und die nachbarschaftlich und ökologisch orientierte Sanierung und Nutzung, nach dem Votum des Beirats Mitte erstmal, wie sie ist: nämlich nicht verkehrsberuhigt. Zweitens lehnt die Mehrheit des Beirats das vorgelegte Beton-Konzept einer Architektengruppe zur profitablen Umgestaltung des Rembertikreisels ab.
Die Heinrichstraßen-AnwohnerInnen hatten sich so ein schö
nes Konzept ausgedacht, um einen Großteil der 700 bis 900 stinkenden und lärmenden Autos täglich und den abendlichen „Parkschleichsuchverkehr“ fernzuhalten: Die Gehwege sollten auf Kosten des PKW-Raums deutlich verbreitert werden und Grünnasen und Buchten das Geradeaus-Rasen verhindern. Wenn die Einbahnstraßenrichtung im ersten Teil aufgehoben würde, so das Kalkül, könnten die Tiefgaragen-BenutzerInnen in Richtung Remberti-Kreisel zurückfahren und würden nicht wie jetzt in der Schleife durch die Kohlhöker
Straße unnötigen Verkehr erzeugen.
Vor allem: Ein verschließbarer Pfahl sollte her und mit Schlüsselgewalt nur die AnliegerInnen versehen werden. Da spätestens schieden sich dann die Geister. Verkehrsplaner Klaus Hinte vertrat als Beirats-Gast das Realitätsprinzip: „Nach einer Woche Euphorie sind Schlüssel oder Pfähle weg, oder sie liegen dauerhaft am Boden.“ SPD- und CDU -BeirätInnen wandten sich gegen eine solche „Privatisierung“ einer öffentlichen Straße, die Mehrheit beschloß: keinen Pfahl. Über
Buchten, Grünnasen oder - vielleicht - probehalber nächtliche Pfähle muß nun neu nachgedacht werden.
Wenn es nach den Vorstellungen einer Bremer Architektengruppe geht, die von sich aus dem Beirat mal eine Neuplanung des Rembertikreisels vorlegte („Wir haben von uns aus auch damals die Teerhof-Planung angeschoben“) ist dort bald Schluß mit dem Silberpappel-Wäldchen.
Dreierlei soll da verändert werden: Der Kreisel soll zu einem Verkehrs-Knie zusammengefaßt werden, was übrigens eine Jahre alte Planung der 'Bremischen‘ ist. Citynahe Wohnblocks in der Kurve Ernst-Gläsel-Straße zum Rembertiring sollen den Blick auf die offenliegenden Fedelhören-Hinterhöfe verdecken und Geld bringen. Weitere Wohnblocks sollen auf der jetzigen Grünfläche entstehen (laut Beitatsmitglied Laub (SPD) „Sozialbrache“). Und: Ein siebenstöckiges „Torgebäude“ soll als langer hoher Block längs auf den Rembertiring gesetzt werden und durch eine dreistöckige Bogen-Durchgang mit Geschäften die beiden Fedelhören-Teile „verbinden“.
„Nach 23 Uhr nur noch mit Bewaffnung begehbar“, kommentierte das Publikum, das einhellig das unprofitable, verkehrsumbrauste Pappelwäldchen als Augenweide, Lärmdämmung, Staubschlucker und Spielplatz behalten wollte. Beirats-Meinung zum Entwurf: mehrheitlich abgelehnt.
S.P
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