DOPPELCHARAKTERE

■ Matthias Hollefreund in der Galerie Manfred Wiesler und im Cafe Mora

„Die beiden Alten“ sind das eine Thema von Matthias Hollefreund, der seit längerer Zeit als Assistent von Fred Thieler arbeitet, ohne daß dessen Malweise unmittelbar auf ihn abgefärbt hat. Arbeitet Thieler abstrakt, so widmet sich Hollefreund dem Porträt. In seinen Bildern, die zyklisch entstehen, stellt er die praktische Verschmelzung zweier Geister dar, die untrennbar an den Köpfen miteinander verwachsen sind. Vielleicht ist es schon zu kitschig, von der Seelenverwandtschaft zu reden, und vielleicht sind Hollefreund gerade aus diesem Grund in wenigstens zwei seiner Bilder Farben geraten, die geradezu den Schmusecharakter per se verkörpern, rosa und altrosa sind dann die dominierenden Farben oder auch ein sattes türkis, was sicher nicht jedermanns Fall ist.

Aber selbst in diesen Bildern erweist sich jene Qualität, die Kunst von Kitsch unterscheidet. Hier findet keine Beschönigung statt, es wird nicht idealisiert und nicht romantisiert. Die zwei Alten, die ihre Köpfe zusammenstecken, erweisen sich, je länger man schaut, als Perspektive eines Lebens, wenn man erkennt, daß der Greis die Züge eines Babys trägt, wie man umgekehrt auch in Babygesichtern sehen kann, wie sie im Alter aussehen werden.

Die Arbeitsweise des Malers Hollefreund zeigt im zweiten Raum der Galerie die Serie von Aquarellen zu seinem jetzigen Thema „Die Trommler von Calanda“, jener Stadt, in der Luis Bunuel geboren wurde und deren Zeremonie derselbe auch beschrieben hat. Beschäftigen sich die Aquarelle mit der Masse Mensch, die zu einem Klangkörper verschmolzen ist, werden seine in Öl auf Wellpappe gemalten Porträts einzelner Menschen zu blitzlichtigen, schnellen Studien von Menschen im Rausch der Musik.

Die Verbindung dieser „Vorarbeiten“ zu einem Hauptwerk ist noch in Arbeit, aber die Neugier darauf wird in jedem Besucher geweckt.

Ganz im Gegensatz zu diesen Arbeiten überfallen einen im Mora die Frauen, die über die Schulter zurückschauen mit der Frage „Gehst Du?“, was auf der einen Seite die Fortsetzung seiner vor zwei Jahren gezeigten Bilder „Paare“ ist. Auf der anderen Seite überwältigen diese Bilder, bei deren Auswahl wahrscheinlich weniger mehr gewesen wäre, durch ihre Farbenpracht, die mitten im prallen Leben angesiedelt ist. Zu hoffen ist, daß Matthias Hollefreund in einer weiteren Serie diese Frage mit einem entschiedenen „Nein“ beantwortet.

Qpferdach

Bis zum 14.5. in der Galerie Manfred Wiesler, Großbeerenstr. 56 F, 1-61, Mi-So 15-18 Uhr; im Mora, Großbeerenstr. 57 A, täglich 11-1 Uhr.