Auto fahren-betr.: "Ein Auto ist doch bequemer", taz vom 31.3.89

betr.: „Ein Auto ist doch bequemer“, taz vom 31.3.89

(...) Der einen macht „Auto fahren einfach Spaß“, es ist „eine Lust“, die sie „unmittelbar befriedigen kann“. (Ich wüßte da was Besseres!) Die andere begründet Auto fahren mit Vergewaltigungsängsten und damit, daß sie ein Kind hat. Müßte die Begründung nicht eher andersrum lauten, ich habe ein Kind, deshalb verzichte ich weitgehend auf das Auto?

Ich habe ein Kind, ich bin berufstätig (der Ort ist 30 Kilometer entfernt), ich bin alleinerziehend, das heißt ich habe wenig Zeit und - ich habe kein Auto. Ich fahre Rad, benutze Busse und die Bundesbahn. Selbst zur Arbeit fahre ich mit dem Bus, was allerdings mehr Zeit kostet, aber auch Gelegenheit zur taz-Lektüre bietet.

Aufs Auto zu verzichten, ist häufig zeitaufwendiger, manchmal unbequemer, aber in größeren Städten durchaus machbar. Liebe Antje, denk doch mal an Dein Kind und fahr weniger Auto oder gesteh Dir ein, daß es Bequemlichkeit ist und nicht „bestimmte Notwendigkeiten“ ausschlaggebend sind.

Von derartigem „ökologischen Bewußtsein“ habe ich schon seit längerem die Nase voll.

Anne Stevens-Schalow, Münster

Ein sehr gutes Interview. Zeigt die Reaktion der taz -MitarbeiterInnen nicht sehr schön, daß die Sache nur politisch zu lösen ist? Auto fahren muß schlicht viel teurer werden als jetzt. Das trifft nur die Armen? Man könnte die ersten 15 Liter Benzin im Monat auf Gutschein zum mäßigen Preis verkaufen. Darüber hinaus kostet jeder Liter fünf Mark mehr. Alle, die das Benzin auf Gutschein gar nicht brauchen, können sich bei Rückgabe ihres Gutscheines fünf Mark auszahlen lassen. Schließlich muß ja auch der/die Nicht -AutofahrerIn den Mist mit einatmen, ohne an den „Beqeumlichkeiten“ des Autoverkehrs teilzunehmen. Überschüsse werden für den öffentlichen Verkehr ausgegeben. Das schafft die Arbeitsplätze, die in der Autoindustrie verlorengehen.

Für durchgreifende Maßnahmen in der beschriebenen Richtung darf man auf eine rot-grüne Koalition in Bonn hoffen. Wenn diese keine andere Änderung als eine radikale Rückschraubung des Individualverkehrs brächte, hätte sie wohl schon dadurch ihre Daseinsberechtigung. Es geht ja nicht nur um die Verschmutzung durch Tankerunfälle. Das CO2 ruiniert auf jeden Fall unsere Lebensgrundlage. Da hilft kein Katalysator und keine kosmetische Korrektur.

Hermann Dierks, Hamburg 54