Presse tötet Seevögel

■ In Alaska werden für bessere Fotos Tiere in die Ölbrühe gesetzt / Exxon räumt Scheitern der Rettungsaktionen ein

Valdez (ap/taz) - In Alaska ist der Kampf gegen die Ölpest nach der Tankerkatastrophe der „Exxon Valdez“ gescheitert. Dieses Fazit zogen gestern, am elften Tag nach dem verheerenden Unglück, die Ölgesellschaft „Exxon“ und die Fischereibehörden. Inzwischen sind rund 1.300 Kilometer Küste mit Öl verseucht. An vielen Stränden riecht es wie auf einer Tankstelle. Allein auf der Insel Green, nahe am Unfallort wurden mehrere hundert verendete Seevögel gezählt.

Die Rettungsbemühungen der Fischer gehen dennoch weiter. Täglich werden die toten Tiere eingesammelt und Strände notdürftig gesäubert. „Dann wechselt die Strömung, und das Öl kommt zurück“, beschreiben die Helfer ihre Sisyphusarbeit. Tenor: „Es wird täglich schlimmer.“

Vorwürfe erhob das Innenministerium in Alaska gestern auch gegenüber den Medien. Journalisten hätten einige Tiere getötet, indem sie - offenbar um bessere Fotos zu erzielen Vögel eingefangen und in die dickste Ölbrühe gesetzt haben. Schärfer wird die Kritik auch gegenüber Exxon und US -Präsident Bush. Exxon habe eine Woche lang nichts anderes getan als Leute einzustellen, Boote zu mieten und Erklärungen abzugeben, sagte der Leiter der Umweltbehörde Alaskas, Dennis Kelso. Beobachter hätten den Eindruck, daß die Fischer mit ihrer unzureichenden Ausrüstung mehr erreicht haben als die Experten des Exxon-Teams. Präsident Bush, „der erste Öl-Mann im Weißen Haus“, mußte sich von verschiedenen Blättern Versagen bei seiner ersten Bewährungsprobe vorhalten lassen. Unterdessen blieb auch gestern der Kapitän des Unglücksschiffes, Joseph Hazelwood, verschwunden.

man