piwik no script img

K O M M E N T A R Sklavenhandel genehm

■ Senat singt hohes Lied auf Leiharbeit

„Der Senat hält es nicht für sachgerecht, wenn er sich zu solchen vertraulichen Hinweisen öffentlich äußert.“ Ausgesprochen bedeckt gab sich die Bremer Landesregierung, als sie in der letzten Bürgerschaftsitzung Fragen der Grünen zur illegalen Leiharbeit auf den Bremer Staatswerften beantworten sollte. Dabei muß das, was den Grünen von Betriebsräten vertraulich gesteckt worden war, für den Senat eine bekannte Tatsache sein: Leiharbeitsfirmen, billige Lohndrücker prägen immer stärker Arbeitsklima und Arbeitsniveau auf den Werften, springen ein, wenn's Termindruck gibt oder auch schon mal, um einen Überstundenboykott der Werftarbeiter zu unterlaufen.

Eigentlich ein Fall für eine deutliche öffentliche Erklärung des Arbeitssenators Klaus Wedemeier und eine Intervention von Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer im Aufsichtsrat. Doch das halten die Genossen Regierungsmitglieder nicht für „sachgerecht“. Denn der Kampf gegen die Leiharbeit würde bedeuten, daß die angenehmen kostendrückenden Folgen des Sklavenhandels verlorengingen. Und so ist das Schweigen und Aussitzen im Klartext nichts anderes, als das hohe Lied auf die Leiharbeit.

Holger Bruns-Kösters

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen