Ereignis Schönhuber

■ Journalisten sind die besten Helfer der „Republikaner“

Schönhuber, der gelernte Journalist, ist sich über eines im klaren: Er ist vor allem eine Medienereignis. Wo er auftaucht, sind die Journalisten nur noch nach Dutzenden zu zählen. Auf dem Weg zum ersehnten Erfolg ist die Presse sein größter Verbündeter, auch wenn er das in Vorträgen vor seinen Anhängern umgekehrt darstellt. Ein Gutteil seiner Redezeit beschäftigt er sich mit seinen ehemaligen Kollegen, die ihn so barsch verleumden würden. Er zelebriert genüßlich die Ablehnungsfront der Presse, geißelt den Rotfunk der öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten. In Wirklichkeit aber ist es ein wohlerwogenes Wechselspiel: Die Anwesenheit der Presse ist der schlagende Beweis für seine Anhänger, daß er ernst zu nehmen ist; nicht nur ein armer Spinner, ein trauriger Hanswurst von der Waffen-SS. Die Presse muß dabeisein, damit seine Bewunderer die Wichtigkeit seiner Person, seiner populistischen Aufwallungen nicht in Zweifel ziehen. In der Presserezeption badet er mehr als in seinen Parteigängern. Ein Niemand wird so zum Jemand gemacht; auf dieselbe Weise, wie aus einer Schar von namenlosen Unzufriedenen eine Partei zu werden beginnt. Das Medienecho gönnt auch seinen Anhängern den süßen Hauch einer zeitgeschichtlichen Bedeutung; Schönhuber aber zielt über die Veranstaltungshalle hinaus.

Die im Saal, die von der Partei herbeigekarrten Mitglieder, braucht er nicht zu überzeugen - sie müssen aber die unentbehrliche Staffage abgeben, die in den Presseorganen zur Nachricht für die noch zu bekehrende Außenwelt gerinnt: Der volle Saal tobt, und Schönhuber ist ihr Zampano. Schönhuber weiß viel zu gut, wie falsch er liegt, wenn er tönt: „Ich brauche die Presse nicht, ich brauche das deutsche Volk.“ Nur solange die Presse in Scharen strömt, nur solange ihn das gleißende Scheinwerferlicht der Kameras einhüllt, bleibt das Wissen außen vor, daß auch ein kleiner Mensch einen großen Schatten werfen kann.

Gerd Nowakowski