Swapo lehnt Amnestie ab

Swapo will in Namibia weder Waffen niederlegen noch das Land verlassen / Gleichzeitig kündigt Botha Auflösung des Parlaments und Neuwahlen an  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

„Das ist eine Beleidigung unserer Intelligenz.“ Mit diesen Worten lehnte Swapo-Chef Sam Nujoma gestern die Amnestie ab, die der südafrikanische Generalverwalter in Namibia, Louis Pienaar, den Swapo-Kämpfern angeboten hatte, wenn sie bis Samstag mittag ihre Waffen niederlegen und sich ergeben. Apartheidchef P.W. Botha bekräftigte gestern diese Position vor dem Parlament in Kapstadt. Gleichzeitig gab er die Auflösung des Parlaments für Ende Mai und Neuwahlen im September bekannt. Beobachter halten dies für die Ankündigung seines Rücktritts, der seit mehreren Monaten von seinen Parteikollegen gefordert worden ist.

„Ich garantiere der Swapo sicheres Geleit zurück in ihre Lager in Angola“, sagte Pienaar. „Wenn sie sich nicht ergeben wollen, können sie zurück Richtung Norden nach Angola gehen, und sie werden von der Polizei nicht aggressiv verfolgt werden.“ Sollten die Swapo-Kämpfer das Ulitmatum nicht akzeptieren, würde die Polizei sie „mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln“ verfolgen. Nujoma wiederholte erneut seine Ansicht, daß sich die Swapo-Kämpfer schon lange in Namibia befinden. Einen Rückzug nach Angola lehnte er ab. „Wir kämpfen seit 23 Jahren in Namibia.“

Swapo-Verteidigungssekretär Peter Mueshihange nannte das Rückzugsangebot einen Versuch, „namibische Patrioten zu demütigen, obwohl sie die höchsten Opfer für ihr Land gebracht haben“. „Die Beschränkung (auf Lager) muß in Namibia stattfinden, das ist die Antwort“, sagte Mueshihange in Luanda, der Haupstadt von Angola.

Die Swapo soll der UNO indessen eigene Vorschläge für die Wiederherstellung des Waffenstillstandes gemacht haben. Auch UNO-Generalsekretär Perez gab bekannt, den UNO-Vertretern in Namibia Vorschläge für einen Waffenstillstand gemacht zu haben. Einzelheiten waren nicht zu erfahren. Fortsetzung auf Seite 6

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Es ist nicht klar, warum die Swapo-Führer Hunderte von Toten hinnehmen. Offenbar hofft Nujoma nach wie vor, die Einrichtung von Swapo-Lagern in Namibia duchsetzen zu können. Beobachter meinen, daß sowohl Südafrikas Amnestieangebot als auch das Festhalten der Swapo an der Forderung nach Lagern innerhalb Namibias für ihre Kämpfer die Ausgangspositonen für die in Kürze zu erwartenden Verhandlungen über die Lösung des Problems sind.

Zweifellos ist Swapo auch bemüht, international Gesicht zu wahren indem nach wie vor daruaf bestanden wird, daß die Kämpfer nicht aus Angola nach Namibia eingedrungen sind. Nujoma traf sich gestern in Luanda mit den Führern der Frontstaaten im südlichen Afrika. Daraus wird sich vermutlich in den nächsten Tagen eine einheitliche Position der afrikanischen Regierungschefs zu der Situation ergeben.

Jüngste Berichte aus dem Kampfgebiet sprechen von mehr als 200 gefallenen Swapo-Kämpfern. Acht wur

den gefangen genommen. Südafrikanische Sicherheitskräfte haben 25 Tote hinnehmen müssen. Auch verschiedene Zivilsten kamen ums Leben. Wieviele ist nicht bekannt. Mehrere Dörfer wurden in den Kämpfen zerstört. Die Intensität der Auseinandersetzungen habe jedoch seit Mittwoch nicht zugenommen, sagte ein Sprecher der südfarikanischen Polizei. Inzwischen sollen etwa 1.400 Swapo-Guerillas in Nmaiba sein, nachdem in der Nacht zum Mittwoch eine neue Gruppe von 300 die Grenze überquert habe. „Wir jagen sie ohne Unterbrechung und werden nicht aufhören, bis sie alle ausgemerzt oder gefangengenommen oder zurück über die Grenze nach Angola getrieben worden sind,“ sagte der Sprecher.

Indessen haben die USA der UNO ein Flugzeug zur Verfügung gestellt, um ein Bataillon von 850 finnischen UNO-Soldaten mit ihrer Ausrüstung in kürzester Zeit nach Namibia zu fliegen. Der größte Teil der UNO-Soldaten und ihrer Ausrüstung befindet sich auf hoher See unterwegs nach Namibia. Die ersten Frachter werden nächste Woche im Hafen Walfischbucht erwartet.