Bitte stellen Sie sich vor: Harfe im Jazz!

■ Mit Harfe, Charme und zwei Männern trat Deborah Henson Conant am Donnerstag abend in der Bremer Kunsthalle auf

In Bremen gibt es wohl kaum einen Veranstaltungsort, dessen Sterilität noch nervtötender wäre als die des Vortragssaals (nomen est omen) in der Kunsthalle. So war dieses Konzert auch eher ungewollt hierhin gezogen, regiert doch im Dix, wo das Konzert ursprünglich geplant war, derzeit Pinsel und Farbe. Doch siehe da: an die hundert Neugierige waren immerhin gekommen.

Üblicherweise kennt man die Harfe ja ausschließlich im klassischen oder folkloristischen Kontext, und so ist Deborah Henson-Conant auch so etwas wie der Paradiesvogel unter den Protagonisten dieses Instruments, wenn sie sich in Triobegleitung an Klassiker von Thelonious Monk, Charlie Parker oder das unvermeidliche „Take Five“ heranmacht. Aber wie sie das tut, ist schon erstaunlich: wenn man die Augen

schließt, würde man nicht unbedingt auf eine Harfe tippen, die da Thema oder Improvisation zum Besten gibt. Oft klingt ihr Instrument nach Piano oder gar wie eine leicht verfremdete Gitarre - ein Effekt, den sie durch ihre Spiel -und Anschlagtechniken noch zu verstärken weiß. Gut eingebettet in die Begleitung von Schlagzeug und Baß leistet sie in diesen Nummern einen wichtigen Beitrag zur Emanzipation der Harfe, indem sie es schafft, gängige Klischees über Bord zu werfen.

Aber dann gab es doch immer wieder jenen süßlich-seichten Harfensound zu hören, der einen an mittelalterliche Banketts vor knisterndem Kaminfeuer erinnert. Ob das an ihrer noch nicht ganz abgestreiften klassischen Vergangenheit liegt, oder am Material, oder ob sie sich auf dem eingeschlagenen Weg einfach

noch nicht ganz sicher ist: Ich vermag es nicht zu beurteilen. Vielleicht kam da ja auch nur der Hang der Amerikaner zum Sentimental-Kitschigen zum Vorschein...

Dem Publikum gefiel's jedenfalls - so oder so. Und da Deborah Henson-Conant in ihren Ansagen auch noch mit kauderwelschendem Charme brillierte, hatte sie die Herzen der Anwesenden im Sturm erobert. Sie ließ das versammelte Auditorium ein kleines Liedchen mitsingen oder in einem anderen Stück ein Percussion-Solo mit Utensilien aus den Hosentaschen spielen, und da auch Schlagzeuger Hans Clauss und Bassist Siggi Busch mit viel Eifer und Humor zu Werke gingen, herrschte trotz Hörsaal-Ambiente beste Stimmung. Und zumindest hundert BremerInnen wissen jetzt, daß Harfe und Jazz durchaus zusammengehen. Jü