HERZEN IM QUIRL

■ Diskurs zum Wandel in der Beschleunigerkultur

Herr G., Sie sind Schausteller aus Hagen und Betreiber von Centrox. Wie kommt es, daß es jedes Jahr neue Beschleuniger gibt?

Das hängt von den Herstellerfirmen ab, ob die was Neues entwickeln, und die haben normalerweise einen Turnus von zwei Jahren. Das heißt, es können ein, zwei oder drei Jahre dazwischen liegen, das kommt auch drauf an, ob die Sachen beim Publikum angenommen werden.

Und wonach richten Sie sich bei der Auswahl und beim Outfit?

Da kann ich nur auf mein Gefühl und meine Erfahrung als Schausteller vertrauen. Dieses Gefährt hat die Ausmaße wie ein Raumschiff oder ein Ufo, was liegt da näher, als es auch äußerlich ein bißchen utopisch zu machen. Ich hab es erst vier Wochen, ich hab vorher den Vorgängertyp von La Bamba gehabt, da war noch mehr Familienpublikum, obwohl es hier auch erstaunlich gemischt ist.

Warum habe Sie denn das Geschäft gewechselt?

Ja, da ist ganz einfah. Wenn Sie auf den großen Plätzen in Westdeutschland bestehen wollen, dann müssen Sie alle drei, vier Jahre was Neues bringen. Und da kann es schon mal passieren, daß man das Falsche erwischt.

Ist Ihnen das schon mal passiert?

Nein, toi toi toi. Bei 1,6 Millionen...

Und das kann man vorher nicht abschätzen?

Nein. Der Breakdance, der in Westdeutschland noch ein bißchen flippiger betrieben wird als hier in Berlin, bißchen mehr Power, mehr Action dahinter, das war das Geschäft der letzten drei vier Jahre, und das läuft wie die Feuwerwehr. Und davor gab's Geschäfte wie der große Weberteppich, 27 Meter hoch, der lief zwei Jahre bombig, und dann ging's bergab.

Blick zurück: Wie hat sich die Fahrkultur entwickelt?

Achterbahn war mit eine der ersten Sachen, die Wilde Maus hier ist an die vierzig, fünfzig Jahre alt. Die ersten Achterbahnen in Amerika waren aus Holz, aber Stahl ist schneller zu bauen und deshalb billiger. Die Auf- und Abbaukosten von Stahlloopings liegen allein schon bei sechzig- bis hunderttausend Mark. Und so hat sich das immer weiter entwickelt. In den letzten Jahren hat die Technik schon ziemlich überhand genommen. Dieses Geschäft wird von zwei Computern betrieben, wenn dahinten eine Tür klemmt, dann geht schon nichts mehr. Früher hat man die Front bemalt, heute wird der Lack mit der Dekorpistole gespritzt. Und man muß schneller wechseln, früher lief eine Sache fünf bis acht Jahre. Auf den großen Plätzen in Westdeutschland muß man sich dem eben anpassen, um keinen Millimeter zu weichen. Das ist so. Das Publikum will es.

DoRoh