Reisekrimis: Horace McCoy / Ellery Queen

Im Zuge des Krimi-Booms, der auch Deutschland schon seit ein paar Jahren heimsucht, sind die Verlage immer auf der Suche nach neuen Autoren. Doch gute Krimi-Schreiber sind so selten wie ehrliche Politiker. So sind denn die Verleger weit in die Vergangenheit zurückgegangen, bis in die 20er und 30er Jahre, um längst vergessene Kriminalromane neu zu entdecken. Da wird dann eine Menge Tand wieder hochgespült. Aber es sind auch einige Perlen darunter. Der Ullstein Verlag hat in seiner Klassik-Krimi-Reihe Horace McCoy wieder entdeckt. McCoy (1897-1955), geboren in Pegram, Tennessee, arbeitet zunächst als Zeitungsverkäufer und Taxifahrer. Später, als Journalist in Dallas, attackierte er mit seinen Artikeln besonders gerne korrupte Politiker. Gleichzeitig schrieb er Kurzgeschichten für 'Black Mask‘. Als er 1929 seine Stellung verlor, zog er nach Kalifornien, wo er sich als Orangenpflücker, Leibwächter und Barmixer durchbrachte. 1935 erschien der erste seiner sechs Romane, Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß: Der Ich-Erzähler, Robert Syberten, trifft in Hollywood Gloria Bettie. Beide gehören zu den armen Teufeln, die in der Hoffnung nach Hollywood gekommen sind, Arbeit beim Film zu finden. Arbeitslos und fast am Verhungern, nehmen sie an einem Tanzmarathon teil, da sie dreimal am Tag gratis vom Veranstalter Essen erhalten. Nach mehreren Wochen sind sie unter den letzten 20 Paaren, aber Gloria strahlt eine derartige Lebensmüdigkeit aus, daß sie schließlich Robert dazu bringt, sie aus Mitleid zu erschiessen. Dafür wird er als Mörder hingerichtet. So sieht er aus, der Amerikanische Traum, wie Horace McCoy ihn geträumt hat. Das Buch verschaffte ihm übrigens eine Stelle als Drehbuchautor in Hollywood, wo er 1955 starb. (Ullstein Krimi 10551)

Der mysteriöse Zylinder von Ellery Queen erschien das erste Mal 1929. Er liegt nun erstmals in ungekürzter deutscher Übersetzung vor. Natürlich geht es um einen Mord, der während einer Vorstellung in einem Theater verübt wird. Der einzige Hinweis auf den Mörder ist ein Zylinder. Ellery Queen ist das gemeinsame Pseudonym von Frederic Danney (1905 -1982) und Manfred Bennington Lee (1905-1971). Sie gehörten mit zu den einflußreichsten und produktivsten Krimi-Autoren. (DuMont 1008).

Karl Wegmann