Aidsinfizierter weiter in US-Haft

Der Niederländer Hans Verhoef war auf dem Weg zu einem US-Kongreß „Gay and Lesbian Health“ / Seit einer Woche wartet der Vertreter der „Interessengruppe Leute mit Aids“ in Minneapolis auf die Weiterreise  ■  Von Corinna Gekeler

Amsterdam (taz) - Trotz Protesten im In- und Ausland sitzt der Niederländer Hans Verhoef noch immer im Gefängnis von Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota. Seit vergangenen Sonntag wartet er dort auf eine Einreiseerlaubnis in die USA, die ihm aufgrund einer Aidsinfektion verweigert wurde. Verhoef hatte in seinem Visumantrag nicht angegeben, Aidspatient zu sein, jedoch fand man an der Grenze in seinem Gepäck das Aidsmedikament AZT und ließ ihn nicht einreisen (siehe taz vom 6.4.). Der Rotterdamer war als Vorsitzender der regionalen Abteilung der „Interessengruppe Leute mit Aids“ unterwegs zur „Gay and Lesbian Health„-Konferenz in San Francisco. Als er sich weigerte, sofort nach den Niederlanden zurückzureisen, steckte man ihn kurzerhand in den Knast. Damit hat er einen Prozeß in Gang gesetzt, der ihm vielleicht doch noch ein Verbleiben in den USA ermöglichen wird. Eine entsprechende Entscheidung der Bundesbehörden des Mittelweststaates wurde für gestern abend erwartet. Unbestätigten Informationen zufolge hat die Einwanderungsbehörde grünes Licht für eine Weiterreise Verhoefs signalisiert.

Das Immigrationsgesetz, das mit gefährlichen, ansteckenden Krankheiten Infizierten die Einreise verweigert, beinhaltet auch Ausnahmefälle. Darauf berufen sich Verhoef und seine zwei Anwälte. Ihrer Meinung nach handelt es sich um einen Präzedenzfall, denn alle anderen zehn bis 15 Personen, auf die das Gesetz bisher angewandt wurde, waren sofort abgeschoben worden und hatten kein derartiges Ausnahmeverfahren einleiten können. In Washington wird der Fall auf Druck der inzwischen begonnenen „Gay and Lesbian Health„-Konferenz auf höchster Ebene behandelt.

Im niederländischen Parlament kam es zu einer Reihe von Anfragen. Alle Fraktionen außer der extremen Rechten forderten das Außenministerium auf, sich für die Weiterreise Verhoefs einzusetzen, was inzwischen auf Botschafterebene geschieht. Außerdem verlangen die niederländischen Parteien Beratungen zu diesem Thema in der UNO und eine Reaktion auf EG-Ebene. In einer Petition der Niederländischen Interessengemeinschaft Homosexueller (COC) an die US -Botschaft heißt es: „Die US-Politik ist nicht vereinbar mit der UNO-Resolution, die sich gegen Diskriminierung von HIV -Infizierten ausspricht und demnach auch gegen eine Einschränkung der Reisefreiheit.“

Am Mittwoch abend gelang einem niederländischen Fernsehteam ein Live-Gespräch mit Verhoef im Gefängnis in Minnesota, in dem er sagte: „Es ist doch absurd, daß wir in San Francisco zusammenkommen wollen, um unter anderem über Menschenrechtsverletzungen von Aidsinfizierten gegenüber zu sprechen, wenn ich hier sitze.“

Den ganzen gestrigen Freitag fanden in den Niederlanden Telefonaktionen in die US-Konsulate und Botschaften statt. Außerdem wurden auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol Flugblätter der „Interessengemeinschaft Homosexueller“ verteilt, um US-Reisende auf den Fall aufmerksam zu machen.