CDU vor der Wahl: Drei gegen einen

Schleswig-Holstein: Stoltenbergs Nachfolge-Kandidaten empören sich über „Manipulation“  ■  Aus Hamburg Axel Kintzinger

Drei der vier Bewerber um den Posten des CDU -Landesvorsitzenden in Schleswig-Holstein legen unmittelbar vor dem heute beginnenden Parteitag in Flensburg harte Bandagen an. In einer geharnischten Erklärung beschweren sich die Bundestagsabgeordneten Dietrich Austermann und Peter Kurt Würzbach sowie der CDU-Kreisvorsitzende von Rendsburg-Eckernförde Otto Bernhard über die „manipulative Einmischung“ des Axel-Springer-Verlages. Der Medienkonzern er dominiert den Pressemarkt des nördlichsten Bundeslandes protegiere den vierten Bewerber, den Bonner Staatssekretär Ottfried Hennig.

Austermann, Bernhard und Würzbach, die im Gegensatz zu Hennig aus Schleswig-Holstein stammen, empören sich: „Hier wird offensichtlich auf Druck und Anweisung zugunsten des durch die Ehrenvorsitzenden von Hassel und Lemke vorgeschlagenen Hennig manipuliert.“ Während sich die drei Kandidaten offen der CDU-Mitgliederschaft stellten, „mißbraucht hier ein Medienkonzern im Zusammenspiel mit einigen Politikern seinen Einfluß auf die Öffentlichkeit in einer groben Form, die an das Undemokratische grenzt und gerade in Schleswig-Holstein an manch schlimme Aktion der Vergangenheit erinnert.“

Mit dieser Anspielung auf die Barschel-Affäre wird auch dem scheidenden Gerhard Stoltenberg ein letzter Tritt mit auf den Weg gegeben. Der noch amtierende Finanzminister kam in der Nord-CDU vor allem wegen seines (Nicht-)Verhaltens im Laufe des Polit-Krimis ins Gerede. Nachdem er sich noch kurz nach dem Selbstmord Barschels als Landesvorsitzender bestätigen ließ, erklärte Stoltenberg dann Anfang 1988 doch seinen Rücktritt.

Während dem renommierten Kommunalpolitiker und Kieler Bankier Otto Bernhard eine geraume Zeit lang die besten Chancen für die Stoltenberg-Nachfolge eingeräumt wurden, kam Ottfried Hennig erst in den letzten Wochen als aussichtsreicher Kandidat ins Gespräch. Die drei anderen Bewerber begründen das so: Während ihnen „Interviews in den Springer-Zeitungen verwehrt werden, erscheinen laufend Interviews und Berichte mit dem Bonner Staatssekretär.“ Die Wahl Hennigs käme auch dem Bundeskanzler gelegen. Sollte der im westfälischen Gütersloh beheimatete Staatssekretär zum Chef der CDU-Nordlichter gewählt werden, hätte Kohl ein Problem weniger: Die in der Bundesregierung unterrepräsentierten norddeutschen CDU-Verbände - mit Stoltenbergs Rauswurf geht der Letzte - könnten dann durch Hennig im Kabinett vertreten werden.