U N V E R B R E M T Armut

■ Segensreicher Bremer Onkel weiß nichts davon

Ein guter Kaufmann ist, wer sich nichts anmerken läßt. Keep -Smiling und Pokerface, die beiden Standesrequisiten: Klaus Wedemeier beherrscht sie, wie einen nur das eigene Wesen beherrschen kann. „Der Kaffee schmeckt gut“, ist sein erster Kommentar zur staubigen Armut Corintos.

Aus der staatsmännischen Geste über zerfallenden Hütten spricht keine vornehme Höflichkeit, sondern nackte Hilflosigkeit und eitle Verachtung. „Ein Volk, das so stark war, den schwerbewaffneten Diktator mit eigenen Händen und ein paar alten Gewehren aus dem Land zu jagen, ein Volk, das für 10 Jahre der Belagerung des imperialistischen Kolosses im Norden widersteht, ein Volk, das trotzdem auf der Straße tanzt - wieso kann es den Kampf gegen die Armut nicht gewinnen?“

Diese städtepartnerschaftliche Frage stellt Bremens Bürgermeister nicht. Die Antwort würde dem Kaufmann auch die tropische Helferschau vermiesen. Daß auf dem Weltmarkt Bremens Reichtum auch Corintos Armut ist - welcher Bürgermeister möchte das schon hören, während er den armen Partnern gerade freundlich lächelnd billige Geschenke macht? Dirk Asendorp