Albaner demonstrierten

■ 200 in Berlin lebende Kosovo-Albaner forderten Republik-Status für die umkämpfte Provinz und eine Rücknahme des Kriegsrechts / Demo wurde offenbar observiert

Friedlich verlief am Samstag vormittag eine Demonstration von Kosovo-Albanern, die unter anderem einen Republik-Status der Provinz und eine Rücknahme des Kriegsrechtes forderten. Daß sich nur 200 der über 3.000 hier lebenden Kosovo-Albaner an der Demonstration beteiligten, führte ein Mitorganisator auf die Angst vor Schwierigkeiten zurück. Schon im Vorfeld der Demo hätten einige Leute von der jugoslawischen Militärmission den Rat bekommen, der Veranstaltung fernzubleiben. Die Militärmission gab dazu keine Stellungnahme ab.

Viele der Teilnehmer erschienen mit Sonnenbrillen, tief ins Gesicht gezogenen Mützen oder bis zur Nasenspitze hochgeklappten Jackenkragen. Später erzählte einer von ihnen, man habe unterwegs einen Fotografen entdeckt, der hinter einem Bus versteckt den Protestzug knipste. Es sei ihnen komisch vorgekommen, daß der Fotograf, der vorgab, ein Deutscher zu sein, aber mit ausländischem Akzent sprach, nicht seinen Paß zeigen wollte. Daraufhin habe man ihm den Film aus der Kamera abgenommen. Schon kurz nach dem Start am Adenauerplatz waren zwei adrett gekleidete Herren mit finsterer Miene zu beobachten, die der Demonstration in gemessenem Abstand folgten und von den Scheibenwischern der geparkten Autos die Flugblätter Stück für Stück wieder einsammelten.

Mit einer Kundgebung endete die Demonstration vor der jugoslawischen Militärmission im Grunewald, die von Absperrgittern der Polizei abgeschirmt war. Verlesen wurde auch ein offener Brief an die Bundesregierung und den Berliner Senat. Darin wird ein finanzieller Boykott gegen Jugoslawien gefordert, da die bundesdeutschen Darlehen in den Sicherheitsapparat in Kosovo investiert würden. Begleitet von Rufen wie „Kosovo Republik“ und „Freiheit für Kosovo“ wollten drei der Demonstranten in der Militärmission einen Protestbrief übergeben. Endstation war der Briefkasten. Einzige Reaktion auf das Klingeln der Delegation war eine Kamera hinter einem Fenster. Kommentar einer Demonstrantin: „Da sehen Sie es: Sprechen wollen sie uns nicht, aber fotografieren tun sie uns.“

Martin Breuninger

Richtigstellung:

In unserem Vorbericht am Samstag war durch einen Hörfehler von „kroatischer und florinischer Intelligenzia“ die Rede. Es muß natürlich „kroatische und slowenische Intelligenzia“ heißen. Pardon! d.Red.