„ S A D I S T I C O “

 ■ V O R L A U F

(N3, Montag, 21.45 Uhr) Sadistico war der erste Film, bei dem Clint Eastwood selbst Regie führte - natürlich spielt er auch die Hauptrolle. Der Film entstand 1971, und Eastwood hatte immerhin einen Ruf als Super-Macho, den er sich in Action-Filmen wie Für eine Handvoll Dollar, Hängt ihn höher, Coogan's Bluff oder Stoßtrupp Gold ziemlich mühelos erworben hatte, zu verlieren. Gleich in den Anfangsszenen setzt er ihn leichtfertig aufs Spiel. Er mimt den Discjockey Dave Garland, der sein Nachtprogramm bei einem Lokalsender mit einer schmalzigen Mischung aus Gedichtvorträgen und stimmungsvoller Musik mit starkem Hang zur Romantik, gestaltet. Eines Nachts, während einer seiner Sendungen, erhält er einen anonymen Anruf von einer Frau, die sich den Song Misty von Errol Garner wünscht (der Film heißt im Original Play Misty for me). Die geheimnisvolle Fremde ruft auch in den nächsten Nächten wieder an und wünscht sich immer das gleiche langweilige Lied. In der Bar eines gewissen Murphy (gespielt von Regie -As Don Siegel) lernt Dave dann eines Abends Evelyn Draper (Jessica Walter) kennen. Sie gesteht ihm, daß sie die anonyme Anruferin ist, und fordert ihn auf, mit ihr ins Bett zu gehen. Nach kurzem Zögern willigt Dave ein. Am nächsten Morgen hält er die Affäre für beendet und verläßt sie. Aber Evelyn ist da ganz anderer Meinung. Sie fängt an, ihm unangemeldet auf die Bude zu rücken und ihn auf der Straße zu verfolgen. Um ihn zu zwingen, bei ihr zu bleiben, inszeniert sie sogar einen Selbstmord. Ihr zunehmend bizarres Verhalten macht Dave und dem Zuschauer bald klar, daß er es hier mit einer erstklassigen Psychopathin zu tun hat. Evelyn wird schließlich, nach dem Mordversuch an einer Putzfrau, verhaftet und in eine Anstalt eingewiesen. Aber sie kommt zurück, heimlich, leise und tödlich.

Sadistico ist ein suspensereicher, spannender Psychothriller und ein bißchen Horror-Film. Um die Kosten möglichst gering zu halten, drehte Eastwood auf seinem eigenen Grundstück und in der Umgebung. Das beschert uns dann leider einige wirklich überflüssige Schwenks auf das Panorama der kalifornischen Küste bei Monterey. Der Film war auch ein kommerzieller Erfolg, er kostete 900.000 Dollar und spielte fünf Millionen ein. Sein angekratztes Macho-Image polierte der Regiedebütant gleich mit seinem nächsten Film wieder mächtig auf. In Don Siegels Dirty Harry spielte er Inspektor Harry Callahan und stieg damit zum absoluten Mega-Macho auf.

Karl Wegmann