In Südkorea entflammt wieder der Straßenprotest

Seoul (dpa) - In Südkorea ist es am Wochenende in mehreren Städten zu neuen Ausschreitungen zwischen militanten Studenten und paramilitärischer Polizei gekommen. In Seoul nahm sich ein 24jähriger Hochschüler mit dem Schrei nach Wiedervereinigung beider Koreas das Leben durch Selbstverbrennung unter freiem Himmel.

An der Hanyang-Universität ging die Polizei gestern mit Tränengas gegen Steine und Brandbomben schleudernde Studenten vor, die nach einer Kundgebung gegen die Gewerkschaftspolitik der Regierung Roh Tae Woo außerhalb des Campus demonstrieren wollten. In der Stadt Kwangju setzte eine Gruppe Hochschüler mit Molotowcocktails eine Ausstellungshalle des Hyundai-Konzerns in Brand. Seit Tagen protestieren radikale Studenten gegen den Einsatz von 10.000 Polizisten, die vor knapp zwei Wochen einen monatelangen Streik auf der Hyundai-Großwerft in Ulsan beendet hatten. Auch in Ulsan kam es am Wochenende zu vereinzelten gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei.

Oppositionsführer Kim Dae Jung warnte vor der zunehmenden innenpolitischen „Instabilität“. Der Regierung warf er vor, die illegale Reise des Bürgerrechtlers Moon Ik Hwan nach Nordkorea zum Vorwand für die erneute Unterdrückung demokratischer Gruppen in Südkorea zu nehmen.

Moon forderte die südkoreanische Regierung auf, ihn bei seiner für den kommenden Donnerstag vorgesehenen Rückkehr nach Seoul nicht festzunehmen. „Es wäre eine nationale Schande, wenn ich wegen meines Aufenthalts im Norden vor Gericht gestellt würde“, erklärte der 71jährige Pfarrer vor koreanischen Journalisten in Tokio.