Hürdenlauf im Satzungsgalopp

Gründungskongreß der IG Medien / Neun bislang selbständige Organisationen mit 180.000 Mitgliedern schließen sich zusammen / Statt politischer Kontroverse geht es ums Geld: Beiträge bis zuletzt umstritten  ■  Aus Hamburg Martin Kempe

Der musikalische Auftakt im Hamburger Congress-Centrum für den über eine Woche andauernden Gründungskongreß der „Industriegewerkschaft Medien - Druck und Papier, Publizistik und Kunst“ war vor allem peinlich. „Es kommt darauf an, daß wir die Mediengewerkschaft als unsere neue Kampf- und Kulturorganisation leben“, meinte das für die Mediengewerkschaft zuständige IG-Druck-Vorstandsmitglied Hans Joachim Frenzel am Sonntag morgen in seiner Ergänzung zum schriftlich vorgelegten Geschäftsbericht der Druckergewerkschaft. Was dabei herauskommen kann, demonstrierte zum Einstieg das „IG-Medien-Lied“: „Ein neues Lied/mit neuem Rhythmus/singen wir hier./Es ist kein Abschied,/weil jeder mit muß./Denn alle zusammen brauchen wir...IG Meeediien“. Da konnte auch Kabarettist Dieter Hildebrand mit seinem Auftritt nichts mehr retten.

Es wir bei diesem Eröffnungskongreß vor allem um Satzungstechnisches gehen. Insgesamt neun bisher selbständige Organisationen, von denen die IG Druck und Papier die größte ist, werden sich zur neuen IG Medien mit rund 180.000 Mitgliedern zusammenschließen. Am Mittwoch abend soll der „Überleitungsvertrag“ zwischen den beteiligten Organisationen im Hamburger Rathaus unterschrieben werden - 18 Jahre nachdem der Schriftsteller Martin Walser die Forderung nach Gründung einer „IG Kultur“ während eines Schriftstellerkongresses erhoben hatte. Ob es dazu kommt, ist noch nicht ganz sicher. Stolperstein ist jetzt nicht mehr die politische Kontroverse über Zentralismus und Selbstbestimmung in der zukünftigen Großorganisation, die die Auseinandersetzungen im Schriftstellerverband VS jahrelang geprägt und mit der Niederlage der organisationskritischen Position geendet hatte. Jetzt geht es nur noch ums Geld. Denn nach wie vor gibt es Streit in und zwischen den beteiligten Organisationen um die Mitgliedsbeiträge. Am Sonntag sprachen sich während der zunächst noch separat tagenden Gewerkschaftstage viele Mitglieder der Rundfunk-Fernseh-Film -Union (RFFU) gegen eine zwangsläufige Angleichung des Mitgliedsbeitrages (bisher 0,8 Prozent) auf später einheitlich 1,2 Prozent des Bruttoeinkommens aus. In dem Satzungsentwurf der zukünftigen IG Medien wurde mit Rücksicht auf die RFFU die Möglichkeit für unterschiedliche Beitragssätze offengelassen. Allerdings soll, so wird beantragt, eine Kommission mit dem Ziel eingesetzt werden, langfristig eine Angleichung der Mitgliedsbeiträge durchzusetzen. Gegen diese vorprogrammierte Beitragserhöhung wehren sich noch viele RFFU-Mitglieder.