Schöne Scheiße im Waldau-Keller

■ Welturaufführung von „Schöne Scheiße“ des Argentiniers Jorge Diaz Ernst-Waldau-Theaterleute wagten sich auf experimentell-surreales Parkett

„Kellertheater ist einfach schwarz“, sagt der Regisseur des Waldau-Theaters, Rolf B. Wessels. Schwarz gestrichen wurde das „Theater im Keller“ (und so soll es auch bleiben) für die erste „Welturaufführung“, mit der die kleine Bühne in die Schlagzeilen geraten ist. Sie hat den Zuschlag für Jorge Diaz‘ „Dulce Estercolero“ (Schöne Scheiße) erhalten. Und wer meint, eine aus dem Plattdeutschen kommende Bühne

sollte sich nicht an einen Surrealen trauen, der sollte kommen...

Die Zuschauer sitzen mitten drin in „Schöne Scheiße“, der Raum ist ein Verlies mit Gitter oder ein Hühnerstall oder eine Irrenanstalt und alles ein bißchen. Warum, das erfahren wir nicht, die Insassen terrorisieren sich selbst, wie es sich in einer Diktatur gehört. Wir sind mitten in Chile, sagt der argentinische Autor Diaz: „Ich weiß nicht, ob die

ses Stück außerhalb Chiles möglicherweise zu surrealistisch und absurd wirkt.“ Die Insassen legen einem der ihren Handschellen an, „damit er nicht schreibt“, sie haben ihr Gedächtnis verloren. In die gespenstischen Keller-Szenen leuchtet immer wieder ein Scheinwerfer, mit dem eine den Raum total füllende und total freundliche Frauen-Stimme die Aufmerksamkeit auf sich zwingt, um banale Dinge aus der Welt und der des Direktors mitzuteilen. „Ich sehe Dich, ich höre Dich, ich habe Dich unter Kontrolle.“

Der „Direktor“ geistert als Fiktion durch die Sprachfetzen. Am Ende weiß man nicht einmal, ob ihm wirklich „die Schläuche herausgerissen“ wurden oder ob er noch lebt - vor der Freiheit haben die Insassen hinreichend Angst, um ihren Hühnerstall als sicheren Ort zu empfinden: „Lieber ein gewohnter Hühnerstall als ein Irrenhaus, an das man sich noch gewöhnen muß.“

Wer sich darauf einläßt, ist nach einer Stunde dieses manchmal nur vordergründig lauten Theaters so mitgenommen, daß die erklärenden Sätze nachvollziebar scheinen: „Es gibt Dinge, die kann man nicht sagen, weil es keine Worte dafür gibt. Und selbst wenn es Worte gäbe, würde, würde niemand sie verstehen.“

K.W.

Weitere Aufführungen: 22./27.4., 3.5. im Ernst Waldau -Theater