Wasserspiele unterm Funkturm

■ „Wasser Berlin '89“ und „Internationale Fachmesse Wasserversorgung“ wurden gestern eröffnet / Bürgermeister Momper und Umweltsenatorin Schreyer rief zum sparsamen Umgang auf / Infoschau soll Berliner über Wasserverschwendung informieren

„Meine Damen und Herren - Berlin ist eine wasserreiche Stadt!“ Niemand anderes als der Regierende Bürgermeister Walter Momper war es, der gestern morgen im ICC zur Eröffnung der Messe- und Kongreßveranstaltung „Wasser Berlin '89“ solch flüssige Rede schwang. Vor rund 300 wohl überwiegend frischgewaschenen Wasser(fach)männern und -frauen redete sich Momper jedoch nicht nur über die Berliner Seen- und Flußlandschaft den Mund wässrig: „Damit das Wasser in Zukunft wieder in Reinform durch Bäche und Seen plätschert, müssen wir alles tun, um Schadstoffeinflüsse zu verringern“, erklärte der Regierende Bürgermeister und gab sich kritisch. Natürlich, so Momper, werde der Schutz des Wassers viel Geld kosten. So sei beispielsweise gerade das Berliner Kanalisationsnetz erneuerungsbedürftig, ganz zu schweigen von den Anlagen, die nötig seien, um Phosphate im Wasser zu eliminieren oder das kühlende Naß mit Sauerstoff anzureichern. Getragen von der Erkenntnis „Wasser ist Leben“ und wohl auch angesichts des schmalen Haushaltsbudgets für besagte Aqua-Rettungsmanöver, setzte sich Momper vor allem für vorbeugende Maßnahmen gegen den qualitativen Wasserverfall ein. Sparsames Umgehen mit der Flüssigkeit, vor allem aber auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit der DDR, deren Abwässer schließlich genauso schmutzig sind, sei elementar in Sachen Wasserpolitik, erklärte Momper.

Vorsorge statt Nachsorge - das war's auch, womit Umweltsenatorin Michaele Schreyer an die wasserinteressierten MessebesucherInnen im ICC apellierte. Wassersparende Armaturen im Haushalt seien genauso wichtig, wie in der Industrie. „Umweltberatung für Familien und Kleinbetriebe muß forciert werden“, erklärte Schreyer und verwieß auf die Umweltbüros, die schon in einigen Stadtteilen bestehen.

Daß der von Momper und Schreyer geforderte Gewässerschutz keine trockene Angelegenheit sein muß, das zeigt auch die Messe, die sich rund ums Wasser dreht, selbst. 220 Aussteller aus 11 Ländern, sowie rund 4.000 Kongreßteilnehmer aus aller Welt halten bis zum kommenden Sonntag auf dem Messegelände die Stellung, um über Wassergewinnung, -aufbereitung und -verteilung zu informieren. Und das nicht nur für die Fachwelt in Sachen Aqua-Planing: Eine Info-Schau „Wir und das Wasser“, plaziert in Halle 18, ist vor allem für die wasserverschwendende Bevölkerung gedacht. Für Aufklärung sorgen hier unter anderem zahlreiche Umweltschutzgruppen, die Berliner Wasserwerke, sowie diverse Schulklassen, die ihre biotopischen Errungenschaften präsentieren.

„Fast drei Liter Gülle für ein Schweineschnitzel!“ Mit dieser apokalyptischen Botschaft an die fleischfreudigen Messebesucher warnt der Bundesverband Bürgerinitiativen und Umweltschutz (BBU) vor gesundheitsgefährdendem Nitrat im Grund- und Trinkwasser. Allein der Fleischkonsum von Berlin, so die BBUler in Halle 18, führe rechnerisch zu einem Gülleabfall, der ausreiche, um Millionen Liter Grundwasser mit Nitrat zu vergiften. Um jedoch nicht nur als Propheten das Übel dieser Welt zu konstatieren, schreiten die Umweltschützer auch praktisch zur Tat: Per Schnellanalyse kann sich der eßbewußte Messebesucher am Stand der BBU seine Speisekartoffeln und Mineralwässer auf Nitrat hin untersuchen lassen.

Anschauungsunterricht in Sachen Biotope, Kleingärten und ökologischen Kompostklos, gibt die Stiftung Naturschutz Berlin. Unter dem Motto „Ein Bach auf krummen Touren“ werden Folgen von Gewässerbegradigung mit den typischen Fotos von trüben Flüssen in Betonbetten im Gegensatz zu den lieblichen Kurven eines sprudelnden Bächleins, inklusive Vegetation, gezeigt. Mehr Aufsehen erregen da schon die ausgestellten Toiletten, die, obwohl funktionslos, von den zahlreichen Schulklassen, die die Messehalle belagern, „besetzt“ werden. Gleiches gilt auch für den Stand der Verbraucherzentrale, die wassersparende Armaturen und Klospülungen als Knüller präsentiert. Obwohl Toiletten und Duschköpfe nur symbolisch an der Wand hängen, ist es für die Teenager scheinbar ein großes Vergnügen an den Hähnen und Knöpfen herumszuspielen. Learning by doing? Nicht nur. Eine „Wasser-Videothek“, die im Zentrum der Info-Schau angesiedelt ist, sorgt für die im Medienzeitalter anscheinend so nötige Pause vor der Glotze: sprudelndes Naß auf vier Bildschirmen.

Den Vogel in Sachen Auskunftsfreudigkeit schießt auf der Info-schau jedoch der Freund und Helfer auf den Berliner Gewässern - die Wasserschutzpolizei - ab. Sie ist vertreten im Angesicht zwei beleibter Herren in frischgewaschener Uniform, die hinter grünweißem Tresen über Arbeitsweise und Aufgaben in ihrem Metier informieren. Auf die Frage eines Schülers, was denn Wasserschutzpolizist für ein Beruf sei, antwortete einer der beiden Seenhüter: „Man fährt auf Schiffen, bearbeitet Vorgänge und beantwortet ansonsten Fragen von Jugendlichen.“ Eine Antwort, so klar wie Spreebrühe.

cb