Trödel für Südamerika

■ Terre des hommes organisiert Trödelmarkt

Auch Trödel bringt Geld. Was bei uns Wohlstandsmüll und Überfluß ist, wird in Südamerika zu Projekten. Die professionellen Flohmarkt-Händler wissen den Trödelmarkt zu schätzen: Sie sind nach Aussage von Hannelore Nötzold, einer der Organisatorinnen, immer die ersten, die kommen.

Zweimal im Jahr veranstaltet 'terre des hommes‘ seine Märkte. Sie bringen durchschnittlich je 20.000 Mark. Wozu dieses Geld verwendet wird, erklärt Petra Boxler, ehrenamtliches Mitglied der Gruppe, die gerade von einer Mittelamerika-Reise zurückgekehrt ist.

Ihr Ziel war ein kleines Lager in der Nähe der Hauptstadt San Salvador: El Zaite in der Provinz Libertad . Es ist ein Flüchtlingslager, eines von ungezählten im Land. Denn jede fünfte BewohnerIn des Landes ist geflohen: aus Angst vor dem Krieg aus dem Heimatdorf, aus Furcht vor der herrschenden „Arena“ Partei, die gerade wieder unter dubiosen Umständen die Wahl gewonnen hat, aus den Städten. Man wird schnell politisch verfolgt in El Salvador, der Verdacht, einer Studentengruppe anzugehören oder Gewerkschaftsmann zu sein, ist Vorwurf genug. Gefährlich ist es auch für Priester. Viele von ihnen leben die „Kirche von unten“, für die Gottes Wort von der Gleichheit der Menschen ein politisches Gebot ist. Sie stehen gegen Staat und Amtskirche, die christdemokratische Ideale und die Verheißungen des Jenseits predigt.

Der Alltag in Notunterkünften wie „El Zaite“ ist hart. Die Menschen leben - wenn es ihnen gut geht - in Wellblechhütten. Geht es ihnen schlechter, bleibt der Verschlag aus Ästen und Lehm mit der Kochstelle im Freien. Feste Arbeitsstellen gibt es nicht, wenn jemand einen Job gefunden hat, nimmt man stundenlange Anfahrten in Kauf oder ist Wochen von der Familie getrennt. Die Kinder sind dann auf sich gestellt. Sie werden früh erwachsen.

So sind Männer rar im Lager. Sie sind als Landarbeiter unterwegs, untergetaucht oder bei der Guerilla. Die Frauen organisieren das Lagerleben. So auch in „El Zaite“. Witwen haben sich zusammengeschlossen und eine Kindergemeinschaftsküche aufgebaut. Deren Aufgabe war die Verköstigung. Aber es kamen schnell weitere hinzu. Zuerst war es die Betreuung. Die Erfahrung der Lagerfrauen hat gezeigt: Wenn die Kinder nicht spielen, verkümmert ihre Feinmotorik. Ist sie erst unterentwickelt, lernen die Kinder nicht mehr Lesen und Schreiben. Als letzte Aufgabe kam Unterricht hinzu. Seit kurzem gibt es ein Schulprogramm. Jugendliche haben es initiiert. Petra Boxler: „Dieses Projekt wollen wir im nächsten Jahr mit 10.000 DM unterstützen.“

Untere Rathaushalle, Samstag von 10-17 und So. 13-17 Uhr. FW

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