: Gibt es den legitimen Leerstand?
■ Urbanstraße 23 nach nur drei Stunden geräumt / Das Haus steht seit zehn Jahren leer / Streit um Kosten und Kompetenzen
Drei Stunden nach der Besetzung ist gestern abend ein ehemaliges Schwesternheim in der Urbanstraße 23 von der Polizei geräumt worden. Zuvor hatten Zivilpolizisten vergeblich versucht, in das Gebäude einzudringen. Die BesetzerInnen, vier Erwachsene und drei Kinder, wurden nach der Feststellung ihrer Personalien freigelassen. Sie wollen in dem Haus ein Wohnprojekt und einen Kinderladen für sogenannte Lückekinder einrichten.
Der Eigentümer des Gebäudes, das Urbankrankenhaus, zeigte sich von der Räumung gestern genauso überrascht wie der Bezirk Kreuzberg. Trotzdem sagte Baustadtrat Orlowsky, die Besetzung sei nicht legitim gewesen. Tatsächlich steht das Haus seit fast zehn Jahren leer. Seit dieser Zeit streiten sich die bezirkliche Bau- und die Gesundheitsverwaltung um die Zukunft des Hauses - beide von AL-Stadträten geführt. Bereits seit zwei Jahren ist klar, daß das Gebäude einer öffentlichen Nutzung zukommen soll. Eine Zwischennutzung der Urbanstraße 23 sei am Widerstand des Krankenhauses gescheitert, verteidigte Orlowsky den Leerstand des Gebäudes.
Doch Verwaltungsleiter Lahrmann vom Urbankrankenhaus dementiert. Vielmehr sei der Bezirk niemals wegen einer möglichen Zwischennutzung an ihn herangetreten. Er selbst hätte nichts dagegen, de facto sei das Gebäude ja bereits in Bezirkshand. In drei bis vier Monaten sollen nun endlich die Baumaßnahmen in dem Haus beginnen, vorausgesetzt, die künftigen Nutzer, Jugendausbildungsstätten und ein Schwimmverein kommen ihrerseits zu Potte. Bis dahin stünde es dem zuständigen Baustadtrat gut an, das Gebäude nicht weiter leerstehen zu lassen.
Dirk Ludigs
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