Schöne heile Welt

Zur Besetzung des Büros des Regierenden Bürgermeisters  ■ K O M M E N T A R

Am Ende war wieder alles im Lot. Das System war wieder das Schweinesystem, Bullen brutal und die BesetzerInnen die Opfer. In einer unnötigen und für die Betroffenen entwürdigenden Situation haben sie das für ihre Identität offensichtlich Notwendige an sich vollziehen lassen. Die Chance, das Ritual von demonstrativer Macht und scheinbar objektiver Ohnmacht zu durchbrechen, wurde verspielt.

Die Möglichkeit war da. Für die BesetzerInnen gab es zunächst keinen Grund, das Gesprächsangebot Mompers nicht ernst zu nehmen. Daß sein Interesse und Engagement für die Hungerstreikenden glaubwürdig ist, hat er in den letzten Wochen bewiesen. Zu welchen konkreten Zusagen für die Berliner Häftlinge er bereit gewesen wäre, hatte er keine Gelegenheit, Stellung zu nehmen. Der Ablauf der Ereignisse legt die Vermutung nahe, daß die BesetzerInnen dies auch nicht wissen wollten. Das von ihnen offensichtlich beabsichtigte Medienspektakel fand statt. Die Bilder, die dann über die Fernsehschirme gingen, waren die immergleichen. Das Ergebnis? Bestätigung der Weltbilder.

Die vielleicht kleine Chance, die Diskussion über die Situation politischer Gefangener und ihrer Forderung aus dem Ghetto zu holen, ist vertan. Ängstlich hüten die RAF -UnterstützerInnen ihre eigene Isolation. Wie notwendig es wäre, eine viel breitere linke Öffentlichkeit zu mobilisieren, zeigte die Demonstration zum Hungerstreik am vergangenen Wochenende, die nur von einem kleinen Teil der Berliner Linken unterstützt wurde. Die Besetzung des Momper -Büros wäre eine durchaus legitime Aktion, zielte sie ab auf eine Öffnung, und darauf, das verkrustete Verhältnis zwischen Staat und Opposition in Bewegung zu bringen. Doch nichts scheint weniger gewollt.

Brigitte Fehrle