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Wilhelm Lehmbruck-betr.: "Zwischen Schacht und Salon", und "Dank an Wilhelm Lehmbruck", taz vom 4.4.89

betr.: „Zwischen Schacht und Salon“, und „Dank an Wilhelm Lehmbruck“, taz vom 4.4.89

70 Jahre nach Lehmbrucks Freitod kommt ein Schlauberger daher und zeigt dem guten Manne auf, was er alles hätte besser machen sollen: Welche Arroganz und Hochnäsigkeit gegenüber einem existentiell ringenden Menschen und ohne auch nur die Spur eines Verständnisses für jene Zeit und Generation.

Anstatt Hölderlin hätte er lieber Bebel und Marx gelesen, anstatt grundlegende Lebensfragen zu stellen, wäre ihm besser zu Gesicht gestanden, Selbstsicherheit zu demonstrieren und dem Zweifel aus dem Weg zu gehen. Und in seiner Desorientierung ließ er sich sogar noch dazu hinreißen, den „fragwürdigen, politisch unbeholfenen, antirevolutionären und bildungsbürgerlich-konservativen“ Aufruf Steiners zu unterschreiben. Soweit die Essenz des Autors Johann Heinrichs. Welche dummdreiste Verkennung sowohl von Lehmbruck als auch von Steiner.

Wenn man sich wirklich in Lehmbruck und seine Arbeit hineinbegibt, kann man nur größte Hochachtung vor ihm entwickeln. Und dadurch, daß er in den Tagen, in denen der Tod schon bei ihm anklopfte, diesen Aufruf Steiners noch unterschrieben hat, verband er sich eben mit einem Impuls, mit einer Idee, „die auch heute noch notwendig ist und die auch heute viele Menschen wahrnehmen sollten als eine Grundidee zur Erneuerung des sozialen Ganzen...“ (J.Beuys).

Die „von Joseph Beuys in der ihm eigenen Ungelenkheit gesprochenen Sätze“ (J.Heinrichs) halte ich für wesentlich eindrucksvoller und weitreichender als diejenigen des Autors. Der Schutz und die Entwicklung der von Beuys angesprochenen „Flamme“ verdient unsere ganze Aufmerksamkeit und Bemühung. Johann Heinrichs scheint das ganz anders zu sehen.

Übrigens: Der von der taz abgedruckte „Dank an Wilhelm Lehmbruck“ enthält den gleichen Hörfehler(?) wie bei seinem Erstabdruck nach Beuys Tod: Wilhelm Lehmbruck ist nicht „durch das Tor des Todes seiner eigenen Skulpturen hindurchgegangen“, sondern seiner eigenen Skulptur, womit wohl sein eigener Leib gemeint ist.

Rainer Rappmann, Wangen 4

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