UN-Beobachter an Pakistans Grenze

■ Afghanistan wirft Pakistan auf UN-Sicherheitsratssitzung Verletzung seiner Souveränität vor / Pakistan dementiert Militärhilfe an Mudschaheddin, die längst kein Geheimnis mehr ist / Hekmatiar auf PR-Tour

New York (afp/taz) - Pakistan hat seine Zustimmung zur Errichtung weiterer UN-Beobachterposten an der Grenze zu Afghanistan gegeben, wie es kürzlich von der UdSSR und der Regierung in Kabul gefordert worden war. Dies teilte ein ranghoher pakistanischer Vertreter vor dem UN-Sicherheitsrat in New York mit, der sich auf Antrag Afghanistans erstmals seit neun Jahren wieder mit der Situation im Land am Hindukusch befaßte. Der afghanische Außenminister Abdul Wakil warf dem Nachbarn an der Sondersitzung am Dienstag erneut Einmischung in die inneren Angelegenheiten seines Landes vor. Die UNO müsse der „pakistanischen Aggression“ ein Ende machen und eine international besetzte Konferenz mit dem Ziel einberufen, Afghanistans Souveränität zu garantieren. Pakistans Berater für auswärtige Angelegenheiten und Landessicherheit verwahrte sich gegen die Behauptung, Pakistan interveniere in Afghanistan militärisch und versicherte dagegen, die Freiheitskämpfer in Afghanistan seien auf keine fremde Hilfe angewiesen.

Daß der pakistanische Geheimdienst ISI gerade die fundamentalistischen Fraktionen mit US-Militärhilfe versorgt, wird inzwischen selbst vom US-Außenministerium nicht bestritten. Der Nachschub aus Pakistan wird nach den immer wieder zitierten Prinzipien der Symmetrie bei gleichzeitiger Unterstützung des Kabuler Nadschibullah -Regimes durch die Sowjetunion nicht einmal als Bruch des Genfer Abkommens begriffen. Washington trägt sich vielmehr mit dem Gedanken, einen Sonderbeauftragten nach Pakistan zu entsenden, der in Zukunft dafür sorgen soll, daß die Mittel in die Hände der eher moderaten Widerstandskräfte gelangen. Dennoch beeilt sich der Widerstand, den anhaltenden Kampf des afghanischen Volkes zu einer rein innenpolitischen Angelegenheit umzumünzen. Innerhalb von zwei bis drei Tagen wollen die Mudschaheddin ihre im Exil gebildete Gegenregierung von Pakistan nach Afghanistan verlegen. Der radikalfundamentalistische Außenminister Hekmathiar kündigte gestern während seines Besuchs in Singapur vor Journalisten an, das gesamte Kabinett werde in die Provinzen Kunar und Paktia verlegt. Hekmatiar wirbt auf einer Reise durch acht asiatische Länder um Anerkennung für die Widerstandsregierung. Derweil dauert die Großoffensive auf die Städte Khost und Dschalalabad an.

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