Are we having fun?

■ Yes!: Gary Edwards mit seiner Musical-Gruppe „The Wheelers“ mit einer Welturaufführung im Lagerhaus

„I want to be wanted“ - ein einziger Satz und schon geht alles drunter und drüber. Murphy, ein verträumter Trottel mit Hochwasserhosen und einer dicken Hornbrille hat mal wieder alles falsch gemacht. Nicht nur, daß er ohne erkennbaren Grund eine Straßenlaterne beschädigt, er findet nicht einmal die richtigen Worte, um drei Wünsche zu benennen. Einem Flaschengeist hat er nämlich zur Freiheit verholfen, ungewollt zwar, doch der Dankbarkeit des Märchenwesens darf er sich sicher sein. Nach einer größeren Umbesetzung und der Wiederzusammenführung alter Bekannter ist es dem Amerikaner Gary Edwards gelungen, aus der ehemaligen Theatergruppe 3 Wheeel Circus eine neue Formation aufzubauen. The Wheelers gastieren mit ihrem brandneuen Stück Hokus Help Us im Lagerhaus Schildstraße, dem allerersten Spielort ihrer Tournee.

Ein wenig unsicher seien sie schon gewesen, berichteten sie hinterher, denn innerhalb von nur drei Wochen erarbeiteten sie ein völlig neues Stück. Es ist ihnen bestens gelungen. Schon die Anfangssequenz belegt, daß da Profis auf der Bühne stehen. Murphy (G. Edwards), trägt in seiner Einfalt immer ein Telephon mit sich, es könnte ja mal jemand anrufen. Natürlich will das niemand, nicht einmal Betty (Neel Budding), die freundliche Friseurin, hat ernsthaft vor, sich mit ihm abzugeben. Also muß dem Glück mit Hilfe von Hokus, dem Geist, auf die Sprünge geholfen werden. Doch das geht natürlich voll in die Hose. „Wanted“ heißt eben auch „gesucht“, und schon sind finstere Agenten der Organisation

NOSE hinter ihm her. „Welcome to the club“, intonieren sie im Chor, doch schon bald wird klar, um welche todernste Art von Organisation es sich handelt. „It's not an ordinary club, it's a Verein.

An hinterhältigen Doppeldeutigkeiten mangelt es wahrlich nicht bei der multinationalen Gruppe. Dies ist um so bemerkenswerter, da das Sextett mit einfachen Mitteln eine große Wirkung erzielt. Tragendes Element ist dabei der musikalische Rahmen. Alle AkteurInnen kommen aus verschiedenen Musikbereichen, so daß sich im Laufe des Abends ein weitgespannter Song-Bogen um den armen Murphy und die eiskalten Häscher rankt. Das Publikum hatte seine helle Freude mit den schwarzbehüteten Fieslingen und ihrem Party -Rap, oder Neel Buddings brüllend komischer Gospelparodie im Big-Fat-Mama-Klischee.

Das turbulente Treiben endet genauso rasant wie befreiend, daher sei der Schluß nicht verraten. Doch ohne einen elektrischen Stuhl und der tödlichen Bedrohung geben sich die sechs nicht zufrieden. Die restlos begeisterten ZuschauerInnen im Lagerhaus jedenfalls forderten Zugabe um Zugabe - und bekamen sie. Schon in Jacken erschienen The Wheelers noch einmal, um endlich entlassen zu werden. Im Gaderobenraum hinter der Bühne prangte ein selbstverfasstes Schild mit der Aufschrift: „Are we having fun?“ Diese Frage kann ohne jeden Zweifel positiv beantwortet werden. Und das gilt für beide Seiten der Bühne.

Jürgen Francke

Noch einmal heute, 20.30 Uhr, Lagerhaus Schildstraße