„Alles sehr seltsam“

■ Überraschung an der FU über nicht angekündigte Auflösung zweier Fachbereichsräte / Asta: „Sauerei und Putsch“ / FU-Leitung: „Das ist Quatsch“

Überraschung und Bestürzung herrschte gestern an der Freien Universität. Wie bereits gestern kurz gemeldet, waren die Fachbereichsräte der zum 1. April zusammengelegten Fachbereiche Philosophie und Sozialwissenschaften I und der Kommunikationswissenschaften rückwirkend aufgelöst worden. Bis zu den für 10. Mai angesetzten Neuwahlen sollen zwei von Heckelmann eingesetzte Professoren die kommissarische Leitung des neugeschaffenen Fachbereichs Sozial- und Kommunikationswissenschaften übernehmen. Davon waren die betroffenen Fachbereiche jedoch erst vorgestern, am 12. April, informiert worden.

Als „Sauerei“ und „Putsch“ an der FU bezeichnete deshalb gestern der Asta der Freien Universität das Vorgehen der Unileitung. „Alles Quatsch“, so die Stellungnahme des FU -Vizepräsidenten Michael Erbe. Die Zusammenlegung sei allen Betroffenen längst bekannt gewesen. „Wenn die die Post nicht lesen...“, so Erbe, und er beklagte den „professoralen Unverstand“ der Unilehrer. Er räumte allerdings ein, daß es bei der schriftlichen Benachrichtigung eine gewisse Verzögerung gegeben habe. Aus der Verwaltung des ehemaligen Fachbereichs Philosophie und Sozialwissenschaften I heißt es dagegen, daß man bis gestern nicht gewußt habe, wie es weitergehen werde. Man sei davon ausgegangen, daß die alten Universitätsgremien bis zum Wahltermin im Amt bleiben würden. Außerdem würden dem Fachbereich bis heute nicht die Protokolle der entscheidenden Kuratoriumssitzung am 20. Januar vorliegen. „Wir finden das alle sehr seltsam“, hieß es gestern. Als „Politikum“ bezeichnete Gabriele Althaus, geschäftsführende Direktorin des Instituts für Soziologie, gestern das Vorgehen der Unileitung: „Auf kaltem Wege werden so Fakten geschaffen, die es sehr unwahrscheinlich machen, daß die Philosophie da bleiben kann, wo sie jetzt ist.“ Die Entscheidung über den künftigen Verbleib der Philosophie war im Januar für ein Jahr ausgesetzt worden. In einer neuzubildenden Kommission soll während dieser Zeit über das Schicksal der Philosophie entschieden werden. „Wie kann ein Fachbereich Sozial- und Kommunikationswissenschaften über den Verbleib der Philosophie bei den Sozialwissenschaften nachdenken, wenn diese Kombination schon längst Vergangenheit ist“, gibt Gabriele Althaus zu bedenken. Althaus befürchtete, daß Heckelmann durch sein Vorgehen die studentischen Proteste erneut anheizen werde. Der Zusammenlegungsbeschluß der Strukturkommission für die Fachbereiche war einer der Auslöser für die Unistreiks im Wintersemester gewesen.

-guth