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No future in Wackersdorf

Das Aus für die WAA: Offenbarungseid der Atomindustrie  ■ K O M M E N T A R E

Die WAA war ein Kind der 60er Jahre, geboren aus den kühnen Zukunftsvisionen der Atomgemeinde. In diesen Visionen war die Bundesrepublik nichts als ein einziger geschlossener Brennstoff-Kreislauf, ein Land von Atommeilern und Schnellen Brütern mit einem Rest an Natur und Mensch. Doch so schnell wie die Energieprognosen und Wachstumseuphorien zerbröckelte auch das Weltbild der Atomstrategen.

In ihrem missionarischen Kampf versuchte die Atomgemeinde bis zuletzt, ihre Traumwelt aufrechtzuerhalten. Unverzichtbares Kernstück war stets eine eigene Wiederaufarbeitungsanlage. Längst war dieses Projekt mit dem Abschied von Brüter-Technologie und der Alternative der direkten Endlagerung unsinnig geworden. Vernünftige Gründe, warum es bis zum bitteren Ende durchgezogen werden sollte, konnte niemand mehr nennen. Die WAA hatte nur noch symbolischen Wert, sie war nichts als die Fiktion einer zukunftsweisenden Technik, die längst zukunftslos geworden war.

Mit viel ideologischem Ballast wurde die WAA in den letzten Jahren politisch gestützt und bei wachsendem Realitätsverlust mühsam am Leben erhalten. Sie garantierte zumindest ein Beschäftigungsprogramm für die krisengeschüttelte Atomindustrie. Jetzt hat die Realität die Ideologen eingeholt. Das ökonomische Diktat zwingt zum Offenbarungseid. Und da gibt es für die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf keine Zukunft.

Für die Bundesregierung geht es jetzt primär um Schadensbegrenzung. Der Gesichtsverlust für die WAA -Protagonisten muß erträglich bleiben. Und: Der Öffentlichkeit muß erklärt werden, daß ein Projekt, das jahrzehntelang als Inbegriff der geordneten Entsorgung verkauft worden ist, plötzlich auf dem Müllhaufen landet. Die Entsorgungslüge muß in weiten Teilen umgeschrieben werden.

Manfred Kriener

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