Unter Druck

■ Interview mit der Physikerin Inge Schmitz-Feuerhake

Unter den NaturwissenschaftlerInnen Bremens gibt es nur eine Frau, die als Professorin „harte“ Forschung betreibt: Die Physikerin Inge Schmitz-Feuerhake. Vielen dürfte sie noch aus der „Becquerel„-Zeit nach Tschernobyl bekannt sein, als sie die zu erwartenden Strahlenschäden analysierte.

taz: Was halten Sie von der geplanten Frauen-Professur?

Inge Schmitz-Feuerhake: Ich bin natürlich sehr froh, daß diese Diskussion aufgekommen ist. Obwohl ich mich selbst mit der Frage der feministischen Wissenschaftskritik noch nicht beschäftigt habe. Aber nicht deshalb, weil mich das nicht interessiert, sondern weil ich durch meine Umweltschutztätigkeit sehr viel außeruniversitäre Aufgaben übernommen habe.

Schwierigkeiten sehe ich allerdings darin, daß natürlich gerade weil es so wenig weibliche Sympathisanten, zumindest bei den Hochschullehrern, gibt, - daß innerhalb der herrschenden Strukturen, die von männlichen Kollegen gesetzt sind, so etwas auch nur geduldet werden wird. Es wird also außerordentlich schwierig sein, dieses Fach in die Studien und Diplomprüfungsordnungen einzubringen. Das ist eine ganz wichtige Forderung, damit Studentinnen ihre Qualifikation erwerben können. Ich glaube, daß gerade der Fachbereich 2 (Biologie/Chemie) eine sehr ungeeignete, wenig fruchtbare Umgebung für eine solche Professur sein wird.

taz: Sehen Sie Probleme beim Recht dieser Professorin, „Dr. rer. nat.“ zu vergeben?

Ja. Aber dennoch glaube ich, daß es generell an der Universität möglich sein wird, daß sie Doktorarbeiten vergibt. Dann müßten die eben in Sozialwissenschaften promovieren.

Wie sehen Sie Ihren eigenen Stand am Fachbereich Physik?

Ich habe mich an diesem Studiengang immer wohl gefühlt und meine Kollegin auch. Wenngleich wir das Reformkonzept bedingungslos anerkannt haben und damit in eine Minderheit geraten sind. Ich selbst stehe unter einem großen Druck seitens einiger mächtiger Kollegen, weil ich Atomenergiekritik mache, die ihrer Meinung nach nicht in eine wertfreie Naturwissenschaft hineingehört. Ich halte diesen Druck aber aus, weil es genügend Kräfte an der Universität gibt, die mich unterstützen.

Hat dieser Druck auch damit zu tun, daß Sie eine Frau sind?

Ich hab das noch nicht hinterfragt. Aber natürlich: Solche Urteile, wie daß meine Forschung nicht das richtige Niveau hat, das hängt sicher auch damit zusammen, daß man das Frauen gemeinhin gerne vorwirft.

Werfen Ihnen das Ihre Kollegen öffentlich an den Kopf?

Ja, in öffentlichen Sitzungen. Aber man muß auch sagen, daß das nicht nur mich als Frau trifft, sondern männliche Kollegen auch.

Fragen: B.D.