„Nicht am Hollerland zugrunde gehen“

■ Gerold Janssen, unermüdlicher Kämpfer für Naturschutz, antwortet auf die SPD-Pläne, das Hollerland zu bebauen, mit einem Kompromißvorschlag

taz: Zehn Jahre Kampf für's Hollerland und nun der Beschluß der SPD-Fraktion, das Gebiet zu bebauen. Grund zur Resignation?

Gerold Janssen: Nein überhaupt nicht. Wir haben in diesen zehn Jahren viel für ökologisches Bewußtsein getan und auch viel für das Hollerland erreicht.

Nun ist behauptet worden, Du hättest einem Kompromiß zugestimmt.

Es wurde sogar behauptet, ich hätte einer Bebauung der Feuchtwiesen zugestimmt. Das ist falsch. Man hat mir wohl etwas in den Mund gelegt, nachdem ich bei der Gewoba einen Vortrag über die „Wunderwelt Hollerland“ gehalten habe. Diesen Vortrag sollten sich auch die Entscheidungsträger der SPD mal anhören. Als Kompromiß könnte ich mir aber vorstellen, daß die höher gelegenen Ackerflächen östlich des Hollerwaldes bebaut werden. Es müßte aber auch sichergestellt werden, daß dieses Pappelwälchen erhalten bleibt.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dittbrenner spricht von einer Grachtenlandschaft und erwartet architektonische Spitzenleistung. Das hört sich doch gut an.

Auch Herr Dittbrenner hat begriffen, daß die Entwässerung des Gebietes große Schwierigkeiten

macht. In diesem Zusammen hang: Wir wollen seit Jahren, daß das Gebiet im Winter überflutet wird. Die Umweltbehörde will das auch. Gescheitert ist das bislang am Einspruch der Gewoba und der Bremer Treuhand. Wenn man nur die höhergelegenen Flächen bebauen würde, wäre dies möglich.

Und zur architektonischen Spitzenleistung: Da könnte man mit einem ökologischen Musterbauprojekt einen guten Abschluß der Bebauung zum Naturschutzgebiet schaffen. Dann würde das auch einigermaßen mit dem Bre

men-Plan der SPD überein stimmen, Natur zu schützen und Landschaft zu entwickeln. Natürlich mit der Zielsetzung, den Landschaftsverbrauch weitgehendst einzuschränken.

Ist es nicht falsch, bevor überhaupt konkrete Planungen vorgelegt werden, der SPD entgegenzukommen und einen Kompromißvorschlag zu machen?

Das mag sein. Aber ich will ein ehrliches Spiel spielen. Und ich will einen Schlußstrich. Schlußstrich kann aber nur heißen, daß das, was nicht bebaut wird, daß das Feuchtgebiet und das Wäld

chen auch zum Naturschutzgebiet erklärt wird und nicht Bauerwartungsland bleibt.

Klingt da nicht ein bißchen Resignation durch? Ist aus der Initiative „Rettet das Hollerland“ ein Ein-Mann-Betrieb geworden?

Ach, das ist so ein Auf und Ab. Aber irgendwann muß auch mal Ende sein. Ich habe soviel Kraft für den Deichverband aufzubringen. Das kann man schlecht beides nebeneinander machen. Ich will nicht am Hollerland zugrunde gehen. Und ich denke, mein Vorschlag wäre eine gute Lösung.

Fragen: hbk