Kindern wird „die Schule versaut“

■ Elternversammlung für's Bilinguale Gymnasium füllte Bürgerhaus Neue Vahr / Rechtliche und politische Schritte angekündigt / Dienstag Debatte in der Stadtbürgerschaft

Die Eltern der „Bilingualen“ wollen nicht aufgeben. Knapp hundert haben sich am Donnerstag abend im Bürgerhaus Vahr wieder (vgl. taz 5.4.) getroffen, um sich gegenseitig darin zu bestärken, daß sie sich die „leistungsbezogene Auswahl“ ihrer Kinder, die alle fürs Bilinguale Gymnasium angemeldet sind, nicht gefallen lassen wollen. Sie wollen vor Gericht dagegen vorgehen, das soll aber nicht alles sein. „Verlassen Sie sich nicht auf juristische Verfahren“, riet der Anwalt Axel Adamietz. Am kommenden Dienstag (14 Uhr) ist das Thema vor der Bremer Stadtbürgerschaft, da wollen einige der Eltern hingehen. Für weitere Aktionen ist ein elfköpfiger „harter Kern“ von Aktiven gebildet worden, die Gesamtheit der Eltern will sich am 26.4. im Bürgerhaus wiedertreffen.

Anwesend waren auch Eltern vom Kippenberg-Gymnasium, das nach Senatsbeschluß in ein Sek-I-Zentrum umgewandelt werden soll. Sie regten die Gründung eines allgemeinen Elternvereins an. Die „Bilingualen“ griffen dies allerdings nicht auf, sie wollen ihr konkretes Ziel erreichen: die ursprünglich von der Behörde versprochene Aufnahme aller angemeldeten Kinder in die Orientierungs-Klassen mit verstärktem Englisch-Unterricht. Einzelne Eltern sind besonders betroffen, weil sie ihre Anmeldung an anderen Schulen zurückgenommen hatten; ca. 50% der Eltern, vermutete eine Mutter, ginge es hauptsächlich darum, daß ihre Kinder nicht die üblichen Schulzentren besuchen sollten. Empört wandten sich mehrere Elternteile gegen das „Elite„-Etikett, das ihnen aufgeklebt werde,

auch von der Elterniniative Gesamtschule Mitte. Durch seine Etikettierung schaffe es der Senator, „unseren Kindern die Schule zu versauen“.

In der Bildungs-Deputations-Sitzung vom 22.11.1988 hatte die SPD-Mehrheit noch auf Antrag ihres Sprechers Aulfes beschlossen, daß die OS fürs Bilinguale an der Hermann-Böse -Straße für „Bremen-Mitte“ sei, „an geeigneten Standorten“ sollte auch sonst entsprechender Englisch-Unterricht angeboten werden. Diese Planung hat die Bildungsbehörde allerdings inzwischen wegen „unüberwindlicher organisatorischer Schwierigkeiten“ verworfen, und auch im Stadtteil-Beirat Bremen-Nord hat die SPD das Eltern -Begehren, dort wegen der langen Schulwege eine Dependance einzurichten, abgelehnt.

K.W.